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Zuschauerinnen werfen rote Rosen

Volksbildungswerk präsentiert Neuauflage von »Ladies Night« im Bürgerhaus

Von Wiebke Helmich
Espelkamp (WB). Sie waren ein absoluter Kracher: Die Männer des Ensembles Espelkamp alias »Die wilden Stiere« in Stephen Sinclars und Anthony McCartens »Ladies Night«. Von herzhaftem Lachen über großem Mitgefühl bis hin zum hysterischen Kreischen - das Publikum war hin und weg. Die Laiendarsteller mussten sich mit ihrer Darbietung des Klassikers nicht hinter den »großen« Schauspielern verstecken. Sie verstanden es, ihr Publikum zu begeistern.

Zum Inhalt: Gregor (Jos Gesenhues), Bernd (Horst Halstenberg) und Waldi (Sören Höke) sind arbeitslose Espelkamper. Und auch Kuddel (gespielt von Jürgen Schröder), der Senior der Gruppe, hat längst aufgegeben, noch einmal Fuß zu fassen auf dem Arbeitsmarkt. Stattdessen ertränken die Männer ihren Frust in Alkohol. Waldi traut sich noch nicht einmal, seiner geliebten Frau Linda von seiner Situation zu erzählen. Er wird zum »Mädchen für alles« in der Männergruppe - wischt und fegt den gemeinsamen Treffpunkt.
Frustriert berichtet Bernd eines Abends seinen Freunden davon, dass seine Frau Denise zu den Chippendales, der weltbekannten Männerstrip -Gruppe, fährt. Gregor, der Kopf der Gruppe, steckt bis zum Hals in Schulden und versucht aus liebe zu seinem Sohn an Geld zu kommen, Kann er den Unterhalt nicht aufbringen, wird ihm das Sorgerecht entzogen - das könnte er nicht ertragen. Kurzerhand beschließt er, die Chippendales zu toppen: »Das können wir auch«. Nach anfänglicher Skepsis sind schließlich alle einverstanden. Kuddel betrachtet das Geschehen vom Bühnenrand aus - und schweigt.
Nachdem Gregor ein Casting organisiert hat, kommen die ersten Kandidaten und stellen sich vor. Überzeugen konnten zwei. Günter (Markus Heselmeier), der homosexuelle, selbstverliebte und extrovertierte Möchtegern-Tänzer, und Julio (gespielt von Alwin Barg), der mit seinem spanischen Charme und seiner Live-Darbietung des Liedes »I«m just a Gigolo« genau den Geschmack der »Jury« und des Publikums trifft
Da wird plötzlich Kuddel wach, der bislang kaum ein Wort von sich gegeben hat. Doch bei den ersten Tanzversuchen der Männer muss er eingreifen »Jetzt sag bloß nicht, dass du tanzen kannst«, sagt Günter höhnisch, »oder wohlmöglich noch strippen.« Doch Kuddel hat bereits zwei Jahre Tanz- und Striperfahrung auf der Reeperbahn - das ist zwar schon lange her, doch er »kennt die Tricks, die die Frauen überzeugen«.
Von nun an hieß es in »Ladies Night« Brust raus, Bäuche rein und immer schön mit den Hüften kreisen. Denn bis zum ersten Auftritt im »Espelkamper Bürgerhaus« sind es nur noch wenige Tage. Nach vielen Tanzstunden und unvorhergesehenen Begebenheiten ist es schließlich soweit. Gregor will im letzten Moment kneifen - doch das, was sie gemeinsam angefangen haben, wollen sie nun auch zum Ende bringen. Angekündigt von Jens (Christian Schepsmeier) lassen die Laiendarsteller des Ensembles Espelkamp die Hüllen fallen.
Hin und Weg vom Tanz der Männer werfen auch im neuen Theater die Frauen rote Rosen auf die Bühne. Standing Ovations durften nach dieser tollen Vorstellung natürlich auch nicht fehlen.
Es war eine rundum gelungene Aufführung, die die Männer da auf die Bühne gebracht haben. Unter der Regie von Bärbel Brandt und mit Hilfe der Choreografin Martina Volrath wurden aus den Männern aus Espelkamp und Umgebung begnadete Tänzer.
Manfred Steinmann, Vorsitzender des Volksbildungs-Werkes bedankte auch bei den Helfern hinter den Kulissen: Für die Technik, Musikeinspielungen, Soundeffekte und Beleuchtung sorgte Peter Willmann. Das Bühnenbild arrangierte André Stargardt, Fotos für das Programmheft machte Otto de Zoete. Dank galt auch dem Hausmeister des Neuen Theaters, Olaf Schorlepp.

Artikel vom 07.11.2005