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Künstler auf rauen Wegen

Bergbilder von Walter Müller-Weege in Werretalhalle

Von Silke Schade
(Text und Foto)
Löhne (LZ). Sein Weg war lang, holprig und beschwerlich. Trotzdem ist Walter Müller-Weege dort angekommen, wo er sein Leben lang hinwollte - zu seinem Traumberuf. Als freischaffender Künstler eröffnet er am kommenden Donnerstag, 10. November, um 20 Uhr seine Ausstellung »Ihr sicher gebaueten Alpen« in der Galerie der Werretalhalle.

Er wollte die Kunst zu seinem Beruf machen. Schon immer, solange er denken kann. Nach dem Abitur kam es aber doch anders. »Junge, lerne was Anständiges!«, hieß es von allen Seiten. Er folgte dem Rat, ging auf Nummer sicher und wurde Lehrer. Nur das eine, das wurde er nicht: nämlich glücklich. »Meine Leidenschaft für die Malerei blieb unerfüllt. Das hat mich geradezu gequält«, erinnert sich der 51-Jährige. 1994 zog er die Notbremse, nahm an der Universität Osnabrück ein Kunst-Studium auf. Das musste er mit der Schule unter einen Hut bringen. »Als ich mein Staatsexamen hatte, war ich ausgelaugt«, blickt der gebürtige Wilhelmshavener zurück. Entspannung fand er erst beim Urlaub in den Alpen. Dort wanderte er viel, um den Kopf frei zu bekommen. Sein Skizzenbuch dagegen wurde immer voller. Mit etwa 50 Zeichnungen im Gepäck kehrte er in sein Atelier nach Eilshausen zurück. Wann immer er nicht in die Schule musste, bannte er die erhabenen Berglandschaften auf Leinwand, viele mit Aquarell, einige mit Ölfarben. Mehr als 20 davon stellt er nun in der Werretalhalle aus. Hinzu kommen einige Gemälde aus seiner Hölderlin-Reihe, in die er Verse des Dichters integriert hat.
Die Fesseln einer bestimmten Stilrichtung möchte er sich nicht anlegen. Das Kennzeichnende seiner Kunst beschreibt Walter Müller-Weege so: »Die Frage der Linien und Flächen verselbstständigt sich in meinen Bildern. Der Betrachter soll dazu bewegt werden, sich nicht nur auf das Gegenständliche zu konzentrieren. Er soll in das Bild eindringen und die metaphysische Dimension des Seins erfahren.« Mit anderen Worten: Nichtsichtbares soll sichtbar werden, und das wiederum wird für Gesprächsstoff sorgen.
»Kunst gehört nicht in die Schublade«, ist der Eilshausener überzeugt, »sie ist dazu da, Verständigung anzubahnen.« Bei der Vernissage werden die Performance der Sängerin Eike Tiedemann und der Bildschnitt des Grafikers Jürgen Schwartz zusätzlich das Eis schmelzen lassen.

Artikel vom 07.11.2005