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Balalaikas und Kosaken-Chöre

Neues Buch von Wladimir Kaminer

Von Viktoria Fischer (Text und Foto)
Paderborn (WV). Von trinkfesten Helden aus der Vergangenheit und den Friesen, die als einziges Volk keinen Grund zum Singen haben, erzählte der Bestsellerautor Kaminer am Freitagabend in der Aula des Goerdeler-Gymnasiums.

»Wenn Musiker nein zu Drogen sagen, dann wäre es als würden Bienen den Honig ablehnen!«, erläuterte Wladimir Kaminer das eigentümliche Verhalten der musikalischen Sternchen. Dass Bayern in den Augen der Russen als Hochburg für Folklore gilt und die in Deutschland bekannten Kosaken-Chöre in Russland gar nicht existieren, musste der kreative und humorvolle 38-Jährige seinen mehr als 500 gespannten Gästen schonend beibringen.
Mit russischem Akzent und tiefer Stimme las Kaminer Passagen aus seinem Buch »Karaoke« und stellte das musikalische Verständnis des Publikums gehörig auf den Kopf. Durch seine ausgesprochene Beobachtungsgabe, bildhafte und lebendige Sprache und mit einem großen Schuss Humor, brachte er seine Zuhörer zum Lachen und Schmunzeln. Obwohl der Schriftsteller nicht als Kabarettist bezeichnet werden möchte, war seine Lesung mit vielen amüsanten und ironischen Anekdoten gespickt.
So sprach er auch von dem größten Fan, der zum schlimmsten Feind werden kann, wenn die Besessenheit erst einmal die Oberhand gewinnt: »Da ich aber nur dünne Bücher schreibe, muss ich keine Angst haben, mit der eigenen Taschenbuchausgabe erschlagen zu werden«, beruhigte er die Anwesenden.
Dass Musik »guter Stoff« ist, erfuhr er während seiner DJ-Tätigkeit in der »Russendiko« in den letzten sechs Jahren. Die amüsanten Erlebnisse haben zwar Musik als Grundthema, doch schweifen sie, wie in jedem Kaminer-Buch ab und erzählen von lebenswichtigen Themen wie Wodka, Klitschko-Brüdern und von einem Treffen mit dem »falschen Biolek«.
Auch einige Singeinlagen gab der Autor zum Besten, und das Publikum summte fröhlich mit. Die Lesung,die von Musik und anderen Kuriositäten des Lebens handelte und einen ganz eigenen Charme besaß, erfreute die begeisterten Gäste in ganzer Linie. Über einen weiteren Besuch im nächsten Jahr würden sich das Paderborner Publikum wie auch der Veranstalter »Linnemann Bücher« freuen.

Artikel vom 07.11.2005