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Unverhüllt und
rätselhaft

Inge Ritter in der Artothek

Von Rainer Maler (Text und Foto)
Paderborn (WV). Die Artothek in der Schloßbibliothek überrascht immer wieder mit spannenden Ausstellungen und so fanden sich rund 80 Kunstinteressierte zur Vernissage der Künstlerin Inge Ritter ein.

Über eine Ausbildung zur Schneiderin und die Arbeit im Handwerksbetrieb ihres Mannes kam Inge Ritter eher zufällig zur Malerei und hat seit 1989 freischaffend einen hohen Grad künstlerischer Professionalität erreicht. Aus dem Nebenbeimalen hat sich eine Künstlerin mit einem umfangreichen Werk entwickelt, die Skulpturen aus Zement fertigt, an Radierungen sowie vornehmlich mit Acryl auf Leinwand arbeitet. Im Mittelpunkt ihres Schaffens steht die Auseinandersetzung mit dem weiblichen Akt. Ihre Figuren wirken amorph, gesichtslos, die Gesichter oft nur mit Kohlestrich angerissen, bewegt sich die Künstlerin im Grenzbereich zwischen Abstraktion und Realismus. Liegende, stehende Frauen, in üppiger Nacktheit, mit prallen Brüsten symbolisieren Fruchtbarkeit und Frauenpower. Die pastos aufgetragenen Farben mit einem hohen Anteil an Weiß verleihen den Körpern mal eine eindimensionale Flächigkeit und dann wieder greifbares Volumen.
Wenn doch mal Männer auf den farbig akzentuierten Bildern aus den Pinselstrichen auftauchen, so führen sie ein Schattendasein, oft nur angedeutet mit ein paar schwarzen Strichen. In Arbeiten wie »gefangen«, »sitzend«, »gebeugt« wahren die Unverhüllten ihre körperliche Integrität, die vordergründig nackten Tatsachen geben sich undurchsichtig und behalten das Geheimnis ihrer transparenten Nacktheit für sich. Die Gemälde geben sich nicht preis und darin liegt ihr Reiz, sie sind nicht zu durchschauen.
Umrahmt wurde die Vernissage mit hinreißenden Chansons, unter anderem von Claire Waldorff aus den Zwanzigern des vergangenen Jahrhunderts, gesungen von Antje Huißmann, die Volker Kukulenz am Piano begleitete.
In diesem Novembergrau setzt Inge Ritter mit ihren Kunstwerken ein paar gelungene farbige Akzente, zu sehen bis zum 28. Februar während der offiziellen Öffnungszeiten der Bibliothek.

Artikel vom 07.11.2005