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Und sie lieben sich immer noch

60 Jahre verheiratet: Paula und Josef Stoffel feiern Diamantene Hochzeit


Schlangen (mai). Was ist es, das den Partner nach 60 Jahren Ehe immer noch einzigartig macht? Paula und Josef Stoffel schauen sich einen Moment an und schmunzeln. »Ich liebe seinen Humor«, sagt sie dann ohne lange zu überlegen. Er liebt »eigentlich alles« an ihr. Heute feiern die beiden ihre Diamantene Hochzeit.
Kennengelernt haben sich die gebürtige Schlängerin und der vom Bodensee stammende Josef Stoffel mitten im Zweiten Weltkrieg. Sie war als Verwaltungsangestellte im westpreußischen Rahmel tätig, er dort an der Bordschützenschule stationiert. »Wir durften damals an den Veranstaltungen im Fliegerhorst teilnehmen«, berichtet die 80-Jährige. Im Winter 1942 besuchte sie mit ihren Freundinnen einen Filmabend. Später entdeckten sie in ihren Kapuzen insgesamt 55 Pfennige. »Die hatten wir da rein gesteckt. Wir saßen direkt hinter ihnen«, erzählt Josef Stoffel verschmitzt.
Die aufgeweckte Paula, die damals noch Buchholz hieß, schickte das Geld kurzerhand an Unteroffizier Stoffel zurück. »Da war ich natürlich erst mal am Rätseln«, erzählt Josef Stoffel, schließlich sei er aber doch auf die Mädchen gekommen. Danach begann trotz des Krieges eine Zeit, die Paula Stoffel als sehr schön in Erinnerung hat bis sie am 24. Januar 1945 fliehen musste. »Wir wollten eigentlich heiraten, aber Jupp hatte keinen Urlaub bekommen«, berichtet die Schlängerin, die allein in ihre Heimat zurückkehren musste, wo sie ihre erste Tochter Karin zur Welt brachte.
Als ihr Josef aus der Gefangenschaft entlassen wurde, konnte am 7. November die Hochzeit stattfinden. »Den Anzug habe ich mir damals zusammengeborgt«, erinnert sich der 85-Jährige. »Auch die Brautjungfern hatten alle verschiedene kunterbunte Kleider ausgeliehen. Aber sonst war es trotz der schweren Zeit ein wunderschönes Fest«, ergänzt Paula Stoffel. »Leider haben wir nur ein einziges Foto, weil der Fotograf nicht mehr Papier hatte.«
Verbunden hat die beiden neben der Familie die Musik. »Ach, das war eine schöne Zeit, als wir damals noch die Hausmusik hatten«, erzählt Paula Stoffel. Ihr Mann hatte als Geiger in einem Quartett gespielt. Außerdem ist er seit 1956 beim Feuerwehrmusikzug aktiv, für den er noch heute die Posaune bläst. Seine Frau ist seit 50 Jahren im Gesangverein aktiv. »Es ist wichtig, dass man immer in Bewegung bleibt, auch wenn man älter wird«, ist sie überzeugt. »Das hält jung.« Auch ihr Sohn Gunther, der 1965 geboren wurde, und die beiden Enkelinnen, die mit im Haus leben, hätten dazu beigetragen.
Ein Rezept für eine lange glückliche Ehe haben die beiden, die heute im Kreis ihrer Familie feiern, auch. »Es gibt immer Höhen und Tiefen. Wichtig ist es, auch in den schlechten Zeiten zusammen zu halten«, meint Josef Stoffel. »Meine Mutter hat immer gesagt, man darf sich ruhig streiten, aber sich nicht mehr Gram sein, wenn man ins Bett geht. Das hat funktioniert«, ergänzt seine Frau. Als Leitlinie haben sie stets ihren Trauspruch »Glaube, Hoffnung, Liebe« betrachtet.

Artikel vom 07.11.2005