04.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Erinnerung an fünf Stationen

Gedenkveranstaltung am 9. November zur Pogromnacht


Lübbecke (ee). Am 9. November jährt sich zum 67. Mal die Pogromnacht (»Reichskristallnacht«). Mit der Gedenkveranstaltung »Weg der Einnerung« werden die Lübbecker an diesem Tag die schrecklichen Vorgänge in Erinnerung bringen, als in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 die jüdische Synagoge in Lübbecke von den Nationalsozialisten in Brand gesetzt wurde. Aus diesem Anlass wird in Lübbecke seit Mitte der 80er Jahre eine Mahnveranstaltung am Gedenkstein und seit 1998 der »Weg der Erinnerung« beschritten.
In diesem Jahr wird die Feierstunde, an der Jahr für Jahr mehrere hundert Lübbecker Bürger teilnehmen, fünf Stationen umfassen. An Ort und Stelle wird die soziale Einbindung von jüdischen Mitbürgern in das kulturelle, soziale und wirtschaftliche Leben Lübbeckes vor dem Jahr 1938 aufgezeigt.
Daran beteiligen sich auch wieder zwei Lübbecker Schulen, das Wittekind-Gymnasium und die Pestalozzischule. Pfarrer Eberhard Helling: »Damit setzen wir die Grundidee fort, junge Menschen mit der Geschichte bekannt zu machen und sie aktiv am Weg der Erinnerung zu beteiligen«. Neben Pfarrer Helling gehören dem Vorbereitungskreis Winfried Lange (Leiter der Geschäftsstelle Minden des Deutschen Gewerkschaftsbundes), Christel Droste (Stadtarchiv), Heinz-Hermann Grube (ev. Kirchengemeinde), Jörg Bartel (Stadtverwaltung) und Günther Niedringhaus (Stadtheimatpfleger) an.
Die Mahnveranstaltung beginnt am 9. November um 18 Uhr auf dem Marktplatz. Dort stellen die Wittekind-Schüler auf einer Großleinwand unter dem Leitgedanken »Wo Juden einmal wohnten und arbeiteten« die Stationen des diesjährigen Weges der Erinnerung vor. Gezeigt werden historische Aufnahmen, darunter ein Rückblick auf den 1. Mai 1934, als auf dem Marktplatz ein großer Aufmarsch der nationalsozialistischen Machthaber mit Gottesdienst stattfand. Ergänzend dazu präsentieren Schüler der Pestalozzischule auf Plakaten die dazugehörigen Biographien der früheren Ladeninhaber, allesamt jüdische Geschäftsleute.
Weiter führt der »Weg der Erinnerung« durch den Scharrn, vorbei an dem früheren jüdischen Geschäft Mansbach (heute Przytulla), die Lange Straße entlang an den Geschäften Löwenstein (heute Kolck) und Kurzwaren Weinberg (heute Reinköster/Tantius) zum Platz der Synagoge, wo am Ehrenmal gegen 18.45 Uhr eine Gedenkveranstaltung mit Kranzniederlegung erfolgen wird. Die Ansprache hält in diesem Jahr Harald Scheurenberg, Gewerkschafter und Mitglied der jüdischen Gemeinde Minden.
Zum Ausklang führt der »Weg der Erinnerung« in den Gewölbekeller der Kanzlei Wittemöller (ehemals Wohnhaus der Familie Hecht) an der Ostertorstraße, wo gegen 19.15 Uhr Heinz-Hermann Grube und Anja Vehling Musik und Lyrik vortragen werden.

Artikel vom 04.11.2005