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Informationen gegen Verdrossenheit

Informationsstelle »Europe direct« bei der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung eröffnet

Von Frank Spiegel
Kreis Höxter (WB). »Wenn man etwas nicht versteht, hat man Angst davor, weil man nicht weiß, wohin es führt« -ÊEuropaparlamentarier Elmar Brok (CDU) nannte gestern bei der Eröffnung der Informationsstelle »Europe direct« bei der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung (GfW) nicht nur diesen einen Grund, warum diese Einrichtung -Êsie ist die einzige ihrer Art in Ostwestfalen-Lippe und eine von neun in Nordrhein-Westfalen -Êso wichtig ist.

Die als »Informations-Relais« bezeichnete Stelle soll Bürgerinnen und Bürgern, Unternehmen, Schulen und allen anderen, die sich für Europa interessieren als Anlaufstelle dienen, um Fragen zu beantworten. Elmar Brok hatte die GfW im November auf die Ausschreibung der EU aufmerksam gemacht, die möglichst flächendeckend Informationsstellen dieser Art einrichten soll.
Wie Barbara Gessler, Leiterin der Vertretung der Europäischen Kommission mit Sitz in Bonn, gestern ausführte, gehöre aber nicht nur das Informieren zu den Hauptaufgaben, die die GfW im Kreis Höxter nun übernehme. Gefragt sei auch das Zuhören. »Für die Europaparlamentarier ist es wichtig, etwas über die Bedürfnisse und Anliegen der Bevölkerung zu erfahren, das gilt auch für die der Wirtschaft«, so Barbara Gessler. Das leisteten zwar auch die Abgeordneten selbst, mit dem Informations-Relais sei nun aber eine Einrichtung vor Ort, die ständig präsent sei.
Aktuelle Umfragen hätten gezeigt, dass in großen Teilen der Bevölkerung Êgroße Unzufriedenheit mit der Politik der EU herrsche. »Das ist der Ansatzpunkt für dieses Projekt«, so die Leiterin der Vertretung der Europäischen Kommission.
Wünschen würde sie sich zum Beispiel, wenn durch die Informationsstelle eine Initiative »Bürger für Europa« entstehen könnte. Hier arbeiteten Menschen ehrenamtlich und verdeutlichten die Vorteile der EU etwa in Vorträgen. »Das sind Leute, die nicht im Verdacht stehen, Propaganda zu machen«, so Barbara Gessler.
Dass die EU besser ist als ihr Ruf, verdeutliche Elmar Brok. So habe Deutschland im vergangenen Jahr 7,1 Milliarden Euro Netto-Beiträge an die EU gezahlt, auf der anderen Seite sei ein Handelsbilanzüberschuss von 20 Milliarden Euro zu verzeichnen gewesen. »Woanders würde man das als ein gutes Geschäft bezeichnen«, meint der Europaparlamentarier.
Das Informationsdefizit führe zur Politikverdrossenheit, weil die Bürger das Gefühl hätten, dass die Politiker nicht mehr das betrieben, was die Bürger für wichtig hielten.
»Mit den Möglichkeiten der Information kann den Menschen näher gebracht werden, wie wichtig die EU für unser Land ist«, unterstrich auch Landrat Hubertus Backhaus. Die Bedeutung der EU sei vielen Menschen noch nicht klar geworden, auch vielen Politikern nicht. Deutschland müsse zurück zu seinen Stärken finden und nicht nur kleinteilige Politik auf staatlicher Ebene betreiben: »Dazu müssen wir die Menschen mitnehmen. Und das geht nur, wenn die Menschen auch informiert sind.«
Das will die GfW leisten. Geschäftsführer Bernhard Willim erläuterte, dass man verschiedene Projekte wie Austauschprogramme und Städtekooperationen vorantreiben werde, Städten und Wirtschaftsunternehmen Vorträge anbieten wolle sowie beratend tätig sei für den interessierten Privatmann und die Wirtschaft. Interessierte können unter % 05271/97430 Kontakt mit der GfW aufnehmen.

Artikel vom 04.11.2005