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Kinderzuschlag wird zur Geduldsprobe

Familienkasse überlastet: sehr lange Bearbeitungszeit - 90 Prozent der Anträge abgewiesen

Löhne (LZ). Der Antrag auf Kinderzuschlag gerät für viele Löhner Eltern derzeit zu einer wahren Geduldsprobe. Grund: Die Familienkasse ist völlig überlastet. Betroffene müssen mit bis zu sieben Monaten Bearbeitungszeit rechnen. Die Agentur für Arbeit bittet daher die betroffenen Eltern um Geduld und Verständnis.

Vor jedem Mitarbeiter in den Herforder Büros türmt sich inzwischen ein großer Aktenstapel: In der auch für Löhne zuständigen Herforder Familienkasse gab es bis September in diesem Jahr insgesamt 3Ê600 Anträge auf Kinderzuschlag. Lediglich die Hälfte konnte indessen bislang von den Mitarbeitern erledigt werden.
»Die Situation ist sowohl für die Antragssteller als auch für die Mitarbeiter sehr unglücklich. Wir arbeiten aber mit Hochdruck an einer Lösung«, erklärt Elisabeth Feige, Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit in Herford. Mit Überstunden und Voll- statt Teilzeit solle der Antragsstau jetzt behoben werden.
Bis Ende des Jahres müsste jeder Mitarbeiter 58 Überstunden leisten - zum größten Teil an Wochenenden. Außerdem sind zwei Zusatzkräfte eingestellt worden. Nicht zu verwechseln ist der Kinderzuschlag mit dem klassischen Kindergeld. Hier liegt die Bearbeitungszeit gegenwärtig nach Auskunft der Agentur für Arbeit in Herford gegenwärtig bei etwa drei Wochen.
Verantwortlich für die Verzögerung bei der Bearbeitung der Anträge auf den Kinderzuschlag ist die noch laufende Umstrukturierung der Familienkassen sowie die komplizierte Bearbeitung des neu eingeführten Zuschlags zusätzlich zum Kindergeld.
Den Berechtigten entstehen unterm Strich keine Nachteile: »Der Kinderzuschlag wird immer auch rückwirkend vollständig ausgezahlt«, betont Björn Jessel, Mitarbeiter der Familienkasse.
Die Familienkasse rät Eltern, ihre Anfragen zunächst möglichst per Fax oder E-Mail zu schicken. Da viele wegen der langen Wartezeit irritiert sind, stehen die Telefone nicht still. Ein Durchkommen gerät zum Glücksspiel. Zumindest das soll sich nächste Woche bessern. Dann wird die Familienkasse an eines von vier bundesweit tätigen Callcentern angeschlossen.
»Der neue Kinderzuschlag steht Eltern von minderjährigen Kindern seit dem 1. Januar dieses Jahres zusätzlich zum Kindergeld zu«, erläutert Björn Jessel. »Berechtigt sind die Eltern, wenn ihr Einkommen zur Deckung des eigenen Bedarfs reicht, aber nicht noch zum Bedarf ihrer Kinder.« Wenn die Eltern bereits für sich selbst zu wenig verdienen, erhalten sie für sich Arbeitslosengeld II und für ihre Kinder ein Sozialgeld.
Der Antrag für den Kinderzuschlag ist fast so umfangreich wie der für das Arbeitslosgendld II. Die Bearbeitung ist sehr aufwändig. In Herford wurden bisher etwa 90 Prozent der Anträge abgewiesen - weil das Einkommen der Eltern zu hoch oder weil es zu gering war, so dass die Eltern Arbeitslosengeld II und die Kinder entsprechend ein Sozialgeld bekommen.

Artikel vom 04.11.2005