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Adenauer mag es herzhaft

Beim Landrat zu Hause: Schaukochen für einen guten Zweck

Von André Best
Kreis Gütersloh (WB). Landrat Sven-Georg Adenauer steht nicht auf süße Sachen. Er mag's herzhaft und deftig. Für einen guten Zweck kochte er gestern sein Lieblingsgericht.

Termin zu Hause. Adenauer lebt mit Frau Carola und Sohn Jan-ke (18 Monate) in Wiedenbrück. Verklinkertes schlichtes Einfamilienhaus. Er selbst öffnet die Tür, hat die Schürze zum »Schaukochen« schon an.
Adenauer, der vor zwei Wochen 46 Jahre alt wurde, ist Hobbykoch. »Das war mal mein Traumberuf«, sagt er. Auf dem Speiseplan steht sein Lieblingsgericht. Es ist ein schwedisches Rezept seiner Mutter. Am Anfang war er kein großer Fan des »traumhaften Schinkens«. Als jedoch seine Mutter Ulla-Britta Adenauer beim Besuch des CDU-Kanzlerkandidaten Rainer Barzel Anfang der 70er Jahre den »Drömskinka« servierte, wurde auch er neugierig. Barzel war von dem Gericht so angetan, dass auch Sven einen Bissen riskierte. Inzwischen ist es seine Leibspeise.
Adenauer ist nicht nur im Kreishaus der Chef, sondern auch zu Hause in der Küche. »Er kocht gerne und gut«, bestätigt seine Frau Carola. Vorzugsweise am Wochenende schwingt der Hausherr den Kochlöffel. Er liebt Wildgerichte, mag auch Eintöpfe.
In der sauberen, funktionell eingerichteten und nicht allzu großen Küche liegt ein Kochbuch auf dem kleinen Esstisch (Titel des Buches: »Was Politiker so anrichten«). Darin haben Polit-Promis ihre Lieblingsgerichte vorgestellt. Sven-Georg Adenauers »Drömskinka« darf natürlich nicht fehlen. Die Seite ist aufgeschlagen - »damit ich keinen Fehler mache«, scherzt der Hobbykoch. Sein Lieblingsgericht steht auch in einem Kochbuch, das die katholischen Kirchengemeinde Halle herausgebracht hat. Das Buch soll helfen, die neue Orgel mitzufinanzieren.
Der Landrat hat in der Küche fast alles vorbereitet und somit Zeit, über sich und seine Essgewohnheiten zu berichten. Morgens eine Scheibe Brot und einen Kakao, mittags Essen aus der Kantine im Kreishaus und abends »was Schnelles«, manchmal Burger von Mc Donald's. Der Landrat muss essen. »Wenn ich einen leeren Magen habe, bin ich ungenießbar.«
In der modernen Küche mit blauen Wänden ist alles gut organisiert, denn Adenauer ist kein Chaos-Koch. Er liebt es, in Ruhe zu brutzeln und sich dabei einen guten Wein schmecken zu lassen. Auch den Abwasch macht er in der Regel selbst. Im Hause gilt die Regel: Wer kocht, »baut« auch ab.
Nach einer halben Stunde ist das Schaukochen beendet. Adenauers Fahrer klingelt an der Tür, will den Landrat mit dem neuen Dienstwagen (Audi A 8) abholen. Zum Verzehr bleibt keine Zeit, ein paar Fotos und schon ist Adenauer nicht mehr Koch, sondern wieder Landrat des Kreises Gütersloh.

Artikel vom 03.11.2005