03.11.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Bloß nicht freundlich lächeln!«

Steinheim: Ansturm im Bürgerbüro vor Neuregelung bei Reisepässen -Êjetzt teurer und komplizierter

Von Harald Iding
Steinheim (WB). Nur noch den Damen im Steinheimer Bürgerbüro ist es »erlaubt«, weiterhin zu lächeln und die Besucher freundlich zu empfangen. Denn wer als Bürger seine Porträtaufnahme für den neuen Reisepass mitbringt, auf dem die Mundwinkel eine Kurve nach oben bilden, der hat von gestern an schlechte Karten.

Denn in Nordrhein-Westfalen begann nach dem Feiertag erst am Mittwoch die eigentliche »Premiere« für den neuen deutschen Reisepass. Um noch schnell den »alten« (viel günstigeren) Ausweis zu beantragen, gab es auf das Steinheimer Rathaus in der vergangenen Woche fast schon einen Ansturm. »Mit mehr als 30 Pässen lag die Zahl drei Mal höher als sonst in einer Woche«, sagte gestern Mitarbeiterin Conny Oebbeke auf Anfrage des WESTFALEN-BLATTES. Bis zum 31. Oktober 2005 konnte man als deutscher Staatsbürger richtig Geld sparen, denn der Reisepass kostete bislang für Personen unter 26 Lebensjahren nur 13 Euro (gültig für fünf Jahre) und 26 Euro (zehn Jahre Gültigkeit) für alle anderen Bürger. Jetzt wird die 50-er Marke deutlich überschritten.
Wer beim Amt vorstellig wird, sollte, wenn er 26 Jahre oder älter ist, 59 Euro in der Tasche haben, sonst wird es mit dem nächsten Traumurlaub nichts und er scheitert schon an der strengen Passkontrolle beim Zoll. 37,50 Euro muss man seit dem 1. November für den Fünf-Jahres-Reisepass berappen -Êaber nur, wenn man nicht schon 26 Jahre alt ist.
Deutschland zählt zu den ersten EU-Ländern, die auf den neuen »elektronischen ReisepassÜ (auch »ePassÜ genannt) setzen. Die Besonderheit sind die biometrischen Daten. Der integrierte Chip im »ePass« enthält zunächst die üblichen Passdaten und das Lichtbild.
Ab März 2007 werden zusätzlich zwei Fingerabdrücke digital gespeichert. Neben den Mitgliedsländern der EU werden in den kommenden Jahren zum Beispiel Japan, die USA, Russland oder auch die Schweiz Pässe diese elektronische Biometriefunktion offiziell einführen. Als Grund für die enorme Kostensteigerung wird vom Bundesinnenministerium der erhöhte technische Aufwand für mehr Sicherheit und Datenschutz angeführt. Alle Passbehörden sollen zudem mit »ePass«-Lesegeräten ausgestattet werden, so dass bald der Bürger bei Bedarf seine auf dem neuen Chip gespeicherten persönlichen Daten vor Ort einsehen kann. So werde dem Datenschutz genüge getan, heißt es aus Berlin. Mitarbeiterin Conny Oebbeke (Stadt Steinheim) sagte dieser Zeitung: »Die schon ausgegebenen Pässe bleiben natürlich weiterhin gültig. Eben so lange, wie der Pass normalerweise ohne diese Umstellung hätte genutzt werden können.« Bei Fragen könne man sich an das Bürgerbüro der Emmerstadt wenden. Alle Ordnungsbehörden im Kreis Höxter haben die Gültigkeit der Pässe ihrer Einwohner registriert und könnten am Computer schnell entsprechende Daten heraussuchen.
Übrigens: Das »Nachrüsten« der neuen Pässe ab 2007 (dann mit Fingerabdrücken) ist vom Ministerium nicht vorgesehen. Die auf dem Chip gespeicherten Daten werden nämlich durch die Behörde elektronisch unterschrieben und nach der Herstellung sofort gegen Löschen und Ändern versiegelt. Durch die neuen internationalen Standards bei den »ePässen« sind auch eine neue Art Passfotos vonnöten. Das Lichtbild wird nicht mehr im Halbprofil erstellt, sondern frontal aufgenommen. Das Gesicht muss in allen Bereichen scharf abgebildet, kontrastreich und klar sein. Bei der Ausleuchtung ist darauf zu achten, dass Reflexionen oder Schatten im Gesicht sowie rote Augen vermieden werden. Und der Hintergrund muss einfarbig hell sein (idealerweise neutral grau). Das Foto muss farbneutral sein und die Hauttöne natürlich wiedergeben. Knicke und Verunreinigungen führen zum Ausschluss. Und der Vergangenheit gehört das freundlich nette Lächeln an. Ê»Die Person muss mit neutralem Gesichtsausdruck und geschlossenem Mund gerade in die Kamera blicken«, heißt es in der Vorgabe. Die neuen Pässe mit den entsprechenden Fotos werden von der Bundesdruckerei geprüft und ausgestellt. »Das nimmt dann ähnlich wie beim Vorgänger rund drei bis vier Wochen Bearbeitungszeit in Anspruch. Wer also für den Winterurlaub einen neuen Reisepass benötigt, der sollte in den nächsten Tagen unser Bürgerbüro aufsuchen«, rät Conny Oebbeke.

Artikel vom 03.11.2005