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Angeklagter
gibt Tat nur
in Teilen zu

Auftakt im Moshammer-Mordprozess

München (dpa). Ganz München war geschockt: Am 14. Januar lag Modemacher und Original Rudolph Moshammer tot in seinem Haus in Grünwald. Ermordet, wie schnell feststand.
Rudolph Moshammer mit Hündchen Daisy.
Der Angeklagte Herisch A. vor Gericht. Fotos: dpa

Gestern begann in der bayerischen Landeshauptstadt der Prozess gegen den Iraker Herisch A., der bereits zwei Tage nach Moshammers Tod als mutmaßlicher Mörder festgenommen worden war.
Sein Geständnis von damals wiederholte A. gestern nur in Teilen: Er habe den 64-jährigen Moshammer mit einem Elektrokabel geschlagen, räumte der 25-Jährige nach mehrstündiger Vernehmung vor dem Landgericht München I ein, fuhr aber fort: »Ich weiß nicht, was ich sonst noch mit dem Kabel gemacht habe.«.
Nach Überzeugung der Gerichtsmediziner war Moshammer mit dem Kabel - auf diesem hatten die Ermittler das DNA-fähige Material gefunden, das sie so schnell auf die Spur des Angeklagten führte - erdrosselt worden. Auf Nachfragen des Gerichts, ob er Moshammer das Kabel um den Hals gelegt habe, antwortete A.: »Es kann sein.« Zum Hinweis, das Kabel sei gleich mehrmals um den Hals des Opfers geschlungen gewesen, fuhr er fort: »Das kam von der Wut.«
Mit widersprüchlichen Aussagen hatte der Prozess am Morgen begonnen. Moshammer habe noch gelebt, als er dessen Haus nach einem von beiden Seiten handgreiflichen Streit verlassen habe, sagte der Angeklagte. Dann wieder bat er um Entschuldigung und versicherte: »Ich wollte ihn nicht töten.« Der wegen Mordes und Raubes angeklagte Iraker machte immer wieder Gedächtnislücken geltend. Er sei betrunken und ihm sei schwindelig gewesen. Herisch A. bestätigte aber die Darstellung der Anklage, wonach er am späten Abend des 13. Januar von Moshammer am Münchener Hauptbahnhof angesprochen und dann im stadtbekannten Rolls-Royce nach Grünwald gefahren wurde. Dort habe man sich zusammen Pornofilme angeschaut.
Erst nach mehrmaligen Ausflüchten (»Ich schäme mich so«) gab der Angeklagte vor Gericht zu, dass es auf Initiative von Moshammer zu Intimitäten gekommen sei. Moshammer habe »Schlechtes verlangt« und ihm dafür Geld geboten, sagte Herisch A.. Es sei dann zu tätlichen Auseinandersetzungen gekommen.
Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft hat Herisch A. den Modemacher im Streit um den Lohn für Liebesdienste und aus Habgier erdrosselt. Auf der Suche nach Wertgegenständen habe er in einer Kommode ein Notebook mit Strom- und Verlängerungskabel gefunden. Dabei habe Moshammer ihn überrascht, aus dem Haus werfen wollen und mit der Polizei gedroht.
Der Prozess wird heute mit Zeugenvernehmungen fortgesetzt.

Artikel vom 03.11.2005