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Michael Glos (60) führt die CSU-Landesgruppe.

Müllermeister mit Hang
zu markigen Worten

Michael Glos soll Wirtschaftsminister werden

Berlin (dpa). CSU-Landesgruppenchef Michael Glos soll der starke Mann der Christsozialen im Kabinett einer Kanzlerin Angela Merkel (CDU) werden. »Endstation Sehnsucht« oder pure Pflichterfüllung als Parteisoldat für den bald 61-jährigen Franken?

Der gelernte Müllermeister aus dem fränkischen Prichsenstadt, der nun das Wirtschafts- und Technologieministerium führen soll, galt schon nach der Gesprächsaufnahme für eine große Koalition als »ministrabel«. Viele in der Union wollten ihn als Verteidigungsminister sehen. Er selbst wäre gerne Verkehrsminister geworden.
Auf seinem Lieblingsposten war Glos erst im September wieder bestätigt worden: Vorsitzender der auf 46 Abgeordnete geschrumpften CSU-Landesgruppe. Von diesem Posten aus wollte Glos den Sozialismus »zu Lande, zu Wasser und in der Luft« bekämpfen. Damit meinte der als begnadeter »Strippenzieher« gerühmte Unterfranke nicht nur die Linkspartei, sondern auch die Sozialdemokraten. Diese Töne sind nach dem Wahlergebnis vom 18. September diplomatischeren Formulierungen gewichen.
Im Parlament und nach außen spielt Glos oft und gerne das politische Raubein. Nach innen ist er harmoniebedürftig. Er hat auch viele Freunde in den Reihen des potenziellen Koalitionspartners. Merkel schätzt an Glos vor allem seine Verlässlichkeit - obwohl er die Teamfähigkeit der möglichen Kanzlerin Anfang des Jahres schon mal öffentlich in Zweifel zog. Längst vergessen!

Artikel vom 03.11.2005