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Ein Zeichen der Versöhnung

Büngeners erleben Weihe der Frauenkirche mit - Brief an Landeschef

Von Bernd Steinbacher
(Text und Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Völlig beeindruckt von der Weihe der Frauenkirche in Dresden sind Elisabeth und Manfred Büngener jetzt zurückgekehrt. Den Wiederaufbau des Zeichens der Versöhnung haben sie immer mitverfolgt. Ein Brief an den Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen, Georg Milbradt, ermöglichte schließlich doch noch die Teilnahme am Festgottesdienst am Sonntag Abend.

»Es war ein Erlebnis, das ich mir so sehr gewünscht habe«, erzählt Elisabeth Büngener. Zu ihrem runden Geburtstag vor zwei Jahren hatte sie sich keine Geschenke gewünscht, sondern Geldspenden für den Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Kirche. Diese zusammengekommene Summe hatte sie aufgestockt und sich einen »Goldenen Stifterbrief« gekauft. Unter den Inhabern dieses Briefes wurden etwa 1000 Plätze für die Weihefeier am Sonntag Morgen verlost. »Bei dieser Verlosung hatte ich leider kein Glück. Ich erhielt eine freundliche Absage«, sagt sie. Daraufhin sei sie sehr enttäuscht gewesen.
Die Absage ließ ihr keine Ruhe. Anfang September setzte sie sich schließlich hin und schrieb an den sächsischen Ministerpräsidenten Milbradt. Sie wäre bei der Weihe der Kirche gern dabei, schrieb, dass sie ein Liederbuch gefertigt und den Wiederaufbau genau verfolgt und unterstützt habe, fragte höflich nach, ob nicht doch noch eine Karte erhältlich sei.
Es tat sich nichts. Erst am Donnerstag, 20. Oktober, klingelte im Hause Büngener das Telefon. Ein Mitarbeiter der sächsischen Staatskanzlei bot ihr als Reaktion auf ihr Schreiben eine Karte für den ökumenischen Gottesdienst am Sonntag Abend an. Sie sagte begeistert Ja und erhielt sogar noch eine Karte für ihren Mann. Ein von Milbradt unterzeichneter Brief mit den beiden Karten machte das Glück dann perfekt. Die Tour nach Dresden konnte beginnen.
»Gleich am Samstag Nachmittag haben wir die Frauenkirche das erste Mal ohne Baugerüst gesehen. Vor dem Hilton-Hotel erlebten wir dann noch den Herzog von Kent, da uns die Polizeieskorte auffiel«, so Elisabeth Büngener. Die Weihe der Kirche verfolgten die beiden auf einer großen Leinwand mit 60 000 anderen Besuchern. Eine Dresdnerin, die merkte, dass Büngeners nicht aus der Stadt waren, habe ihr dabei eine Broschüre mit vielen Fotos geschenkt, die ihr Mann anlässlich des Aufsetzens der Turmhaube und des Turmkreuzes selbst gefertigt habe. »Ich bin von der Geste noch immer begeistert.«
Vor dem Gottesdienst konnten die Karteninhaber von ihrem Platz aus die Kirche in Ruhe anschauen. Andere Besucher mussten bis zu vier Stunden warten, um etwa zehn Minuten lang einen Eindruck gewinnen zu können. »Die dezenten Farben des Kuppelbaus sind beeindruckend und gleichzeitig ruhig. Bedingt durch den Rundbau hat man auch einen Blick zu den anderen Gottesdienstbesuchern. Es war ergreifend schön. Ich fühlte mich umarmt von der Liebe Gottes«, sagt Elisabeth Büngener.
Nach dem Gottesdienst, sie saßen am Rand, aber in Altarnähe, ist es ihr sogar gelungen, mit ihrem Liederbuch in der Hand zu Georg Milbradt in der ersten Reihe vorzudringen und es ihm mit ein paar Worten des Dankes zu überreichen.

Artikel vom 03.11.2005