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Verrat an den Spezialisten

Tennis: BW Halles Alexander Waske verklagt die ATP

Von Stephan Arend
Halle (WB). Mannschafts-Weltmeister, Aufstieg mit der deutschen Davis Cup-Mannschaft in die Weltgruppe: Doppelspezialist Alexander Waske sorgte zuletzt auf dem Tennisplatz für fette Schlagzeilen - doch nicht nur dort. Der Bundesliga-Spieler des TC Blau-Weiß Halle hat nun die Spielervereinigung ATP verklagt.

Diese verfolgt das Ziel, den Doppelwettbewerb bei Turnieren aufzuwerten. Neue Regeln werden bereits getestet. Fünf Spiele reichen zum Satzgewinn, bei Einstand entscheidet der nächste Punkt. So soll auch den Stars der Doppelwettbewerb schmackhaft gemacht werden. Aufgrund der verkürzten Spieldauer sind sie eher bereit, nach ihren Einzeln noch einmal aufzuschlagen.
Die neuen Regeln sind der Anfang eines Verdrängungsprozesses, der im Jahr 2008 mit der weitreichendsten Regeländerung abgeschlossen werden soll. Dann, so der Plan der ATP, dürfen bei allen ATP-Turnieren nur noch Spieler im Doppel antreten, die auch im Einzelhauptfeld stehen.
Auf der Strecke bleiben die Doppelspezialisten wie Alexander Waske. »Wie soll ich dann Spielpraxis sammeln?«, fragt sich der 30-Jährige, der im Einzel für eine solide Platzierung um Platz 100 gut ist. Ohne Spielpraxis sieht der aufschlagstarke Rechtshänder seine Chancen für weitere Davis Cup-Auftritte ebenso schwinden wie die Nominierung für die Olympischen Spiele. Und eine Teilnahme in Peking 2008 ist Waskes großer Traum, wie er erst kürzlich im großen Westfalen-Blatt-Interview deutlich machte.
Aber kampflos will sich Alexander Waske nicht geschlagen geben. Zusammen mit 44 Kollegen hat er nun die ATP verklagt. »Die neuen ATP-Regeln brechen das Gesetz, dass die Besten die Möglichkeiten haben müssen, an sportlichen Wettkämpfen teilzunehmen«, so US-Anwalt John Sullivan. Ein weiteres Detail sorgt bei Waske und Kollegen besonders für Empörung: Im Spielerrat wurde die Doppelreform mit 8:0 Stimmen abgelehnt. Aber die drei Spielervertreter im Aufsichtsrat hielten sich nicht daran und stimmten für die Reform. Waske im Sport-Bild-Interview: »Die müssen bei Wahlen unseren Willen durchsetzen, nicht ihren. Das ist festgelegt. Sie haben gegen uns gestimmt und uns damit verraten.«
Nun hoffen die betroffenen Spieler auf eine akzeptable Lösung. Waske, der wohl auch in der nächsten Saison für Halle spielen wird (es gibt bereits eine mündliche Einigung), betont: »Wir werden die Klage nicht bei der ersten Regung des Gegners zurücknehmen.« Erst müsse ein guter Vorschlag unterschrieben auf dem Tisch liegen.

Artikel vom 03.11.2005