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Hiobsbotschaft: Gerfen
verlässt sofort die HSG

Profivertrag in Hameln - Brink und Rethmeier als Ersatz?

Gütersloh (dh). Hiobsbotschaft für die HSG Gütersloh: Unmittelbar nach dem 38:31-Sieg über Schlusslicht Eintracht Dolberg teilte Peter Gerfen dem heimischen Handball-Verbandsligisten mit, dass er den Verein mit sofortiger Wirkung in Richtung des Regionalligisten VfL Hameln verlassen wird.

Der 36-Jährige unterschreibt beim derzeitigen Siebten der Nord-Staffel einen Profivertrag und ist in Zukunft rundherum abgesichert. Denn Gerfen wird nicht nur Spieler der 1. Mannschaft werden, sondern übernimmt auch noch die Funktion des Sportkoordinators für den Gesamtverein und erhält einen Vollzeitjob im Fitness-Studio eines Sponsors. »Das ist eine Riesenchance für mich, auch wenn mir der Abschied von der HSG natürlich sehr schwer fällt. Ich habe mich in Gütersloh unheimlich wohl gefühlt«, bat der diplomierte Fitness-Fachwirt um Verständnis für seine Entscheidung, zumal der Fahrtweg von seinem Wohnort Hildesheim nach Hameln kürzer ist als nach Gütersloh und seine Mutter vor kurzem in die Rattenfänger-Stadt gezogen ist.
»Wir haben Peter nur schweren Herzens gehen lassen. Er hat sich hier sportlich absolut korrekt verhalten und mit seinen Toren maßgeblichen Anteil am Erfolg des Vereins gehabt«, erklärte Stefan Herzog, Mitglied der HSG-Findungskommission, der ebenso wie Trainer Oliver Schöpff und die Mannschaft erst am Sonntagabend von Gerfens Schritt erfuhr. »Es war unheimlich wichtig für mich, mit einem Sieg über Dolberg die Basis für eine erfolgreiche Saison zu legen. Ich wollte mich für den Verein noch einmal zerreißen«, nannte Gerfen den Grund für seinen kurzfristigen Rückzug. Zur Erinnerung: Die HSG hatte einen klassischen Fehlstart hingelegt und nach 1:7 Punkten mit zuletzt drei Siegen in Folge die Abstiegsregion verlassen. Bei nunmehr 7:7 Zählern sieht Gerfen seinen Ex-Klub auf einem guten Weg und kann der Dalkestadt ruhigen Gewissens den Rücken kehren.
Relativ gefasst nahm Oliver Schöpff den Weggang seines Top-Torschützen zur Kenntnis und blickt trotz des herben Verlustes zuversichtlich in die Zukunft. »Eigentlich ist Peter für uns nicht zu ersetzen. Aber durch zwei neue Spieler könnten wir seinen Abgang eventuell kompensieren«, fordert der Spielertrainer schnellstmöglich Ersatz, zumal der Kader eh schon klein bemessen ist.
Kandidaten für ein Engagement bei der HSG sind vor allem die beiden Ex-Gütersloher Kai Brink und Björn Rethmeier. Mittelmann Brink kommt bei seinem neuen Klub und HSG-Ligarivalen TuS 97 Bielefeld/Jöllenbeck nicht recht auf die Beine und drückt zumeist nur die Bank. Rethmeier ist seit diesem Sommer vereinslos und schreibt gerade an seiner Diplomarbeit. Sein zeitlicher Aufwand für den Handballsport ist daher begrenzt, immerhin hat der Kreisläufer aber zuletzt schon einige Male bei der HSG mittrainiert.
Mit Peter Gerfen verlieren die Dalkestädter ihren letzten Spieler aus der mit ehrgeizigen Ambitionen behafteten Zeit, als der Durchmarsch von der Kreisliga bis in die Verbandsliga gelang. Mit weiteren namhaften Verpflichtungen wollte der Verein noch weiter nach oben, ehe nach zwei vergeblichen Anläufen Richtung Oberliga mit Beendigung der vergangenen Saison die große Konsolidierung begann.
»Peter soll auf jeden Fall ein Abschiedsspiel bekommen. Vielleicht ist es ja sogar möglich, dass er mit seinem neuen Verein VfL Hameln in Gütersloh aufläuft«, plant Stefan Herzog eine große Handball-Fete in der »Hölle Nord«. Die hätte Peter Gerfen allemal verdient.

Artikel vom 01.11.2005