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Dieser DSC ist unberechenbar

2:1 - Delbrücker SC stürzt Tabellenführer BV Borussia Dortmund II

Von Elmar Neumann
Delbrück (WV). Das soll noch einer verstehen. Zweimal in Folge - gegen die Kellerkollegen Emsdetten und Lippstadt - hinterließ der Delbrücker SC den Eindruck, als habe er das Fußball spielen verlernt und dann das: Am 14. Oberliga-Spieltag machte der DSC aus Tabellenführer BV Borussia Dortmund II einen ehemaligen Tabellenführer: Der Viertliga-Neuling bezwang die Schwarz-Gelben mit 2:1 (1:0).

»Wir sind eben unberechenbar«, sagte Kapitän Rino Capretti, derweil sich Siegtorschütze Peter Berhorst um einen anderen Erklärungsansatz bemühte: »Vielleicht brauchen wir den Druck, müssen wir mit dem Rücken zur Wand stehen, um unsere beste Leistung abzurufen. Zudem scheinen uns die Mannschaften zu liegen, die selbst das Spiel machen und gegen die wir dann kontern können.«
Eine These, die die 90 Minuten gegen die Bundesliga-Reserve des BVB eindrucksvoll untermauerten. Nach ausgeglichener Anfangsphase reichte dem Neuling ein langer Abschlag von Torwart Marco Thiel, um die Borussen-Defensive aus den Angeln zu heben. Das Leder landete bei Michael Radtke, der sah, dass Dortmunds Sören Pirson etwas zu weit vor dem Tor stand und überwand den Schlussmann zum 1:0 (17.) - das zweite Saisontor des Ex-Paderborners, nachdem er die Seinen schon beim 1:1 in Lippstadt in Führung geschossen hatte. »Die Mannschaft hat kämpferisch und läuferisch alles abgerufen, aber in einigen Szenen auch ihr spielerisches Potenzial unter Beweis gestellt«, lobte DSC-Trainer Roger Schmidt. Delbrück nutzte die einzige Chance vor der Pause, Dortmund vergab zwei: einmal scheiterte Uwe Hünemeier per Kopf an Thiel (15.), beim zweiten Versuch zielte Kapitän Markus Steegmann ein erhebliches Stück zu hoch (37.).
Nur 50 Sekunden nach Wiederbeginn aber trafen die Gäste. Nizamettin Caliskan ließ die BVB-Anhänger unter den 761 Zuschauern jubeln. Wer allerdings gedacht hatte, Delbrück ließe sich durch diesen Gegentreffer aus dem Konzept bringen, sah sich getäuscht. Bereits in der 56. Minute schlug der Aufsteiger zurück. Nach einem Luftduell zwischen Mirco Westermeier und Torwart Pirson entschied Martin Wytelius auf Strafstoß und Peter Berhorst versenkte das Spielgerät sicher zum 2:1. »Ich habe mich gut gefühlt und auch schon in meiner Lippstädter Zeit Elfer verwandelt«, sagte Berhorst. In der Folgezeit beschränkten sich die Schmidt-Schützlinge etwas stärker aufs Kontern und hatten noch einige brenzlige Situationen zu überstehen: Zweimal trafen die Gäste Aluminium, zweimal rettete ein Delbrücker auf der Linie und in der 90. Minute entschied Referee Wytelius nach einem vermeintlichen Foul von Thiel an Salvatore Gambino sogar auf Elfmeter - zunächst. Denn der Schiedsrichterassistent Guiseppe Mele war der Überzeugung, die Situation besser gesehen zu haben und stimmte seinen Chef um. So gab's statt Elfmeter für den BVB, nur »Gelb« für Gambino. »Mein Respekt gilt dem Assistenten. Den Mut hat nicht jeder. Gambino ist aber tatsächlich nur in mich hinein gesprungen. Da muss man wirklich nicht pfeifen«, bestätigte Thiel die Unparteiischen zu gerne.

Artikel vom 07.11.2005