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Ein Stück Ortsgeschichte verschwindet

Einzigartiges Bildarchiv: Klaus Walter hat den König-Abriss über Monate mit der Kamera begleitet

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Die Bagger schaufeln die letzten Schuttberge beiseite, die Brechanlage zermalmt noch ein paar dicke Brocken zu Schotter - aber Ende der Woche wird der Abbruch der alten Brennerei König Geschichte und der Weg für das zukünftige Wohngebiet frei sein. Anlass genug, noch einmal zurückzublicken: Einer, der die vier Monate dauernden Abrissarbeiten begleitet hat, ist der Steinhagener Klaus Walter.

Mit der Kamera hat der 62-Jährige unzählige Male am Hilterweg am Zaun gestanden, er ist über Trümmerhaufen gestiegen und durfte Einblick nehmen in die ebenfalls dem Abriss geweihte »Unterwelt«, die Keller und Kanäle der früheren Brennerei. Ein aberhunderte Bilder umfassendes einzigartiges privates Fotoarchiv ist so entstanden. »Ein Stück Ortsgeschichte verschwindet hier. So wird es nie wieder aussehen«, begründet der Uhrmacher und Optiker seine chronistischen Aktivitäten. Täglich fährt Klaus Walter auf dem Weg zur Gütersloher Arbeitsstelle an dem Gelände vorbei und sah fasziniert die Veränderungen, die sich dort einstellten.
Den Steinhagener interessiert eben, was sich vor seiner Haustür abspielt - so hat er etwa auch die Kanalbauarbeiten, die sich über Jahre nun schon durch die gesamte Upmann-Siedlung ziehen, mit dem Fotoapparat begleitet. Aber auch, als die frühere Brennerei Tasche vor Jahrzehnten der Abrissbirne zum Opfer fiel, war der begeisterte Hobbyfotograf dabei. Bei König, da kommen auch persönliche Beziehungen hinzu, hat doch Ehefrau Angelika Ende der 60-er, Anfang der 70-er Jahre für das berühmte Steinhäger-Unternehmen als Sekretärin gearbeitet.
Immer, wenn in diesem Sommer und Herbst zum Feierabend und am Wochenende das Wetter passend war, dann war auch Klaus Walter vor Ort. »Man muss natürlich vorsichtig sein auf, wo man seinen Fuß hinsetzt«, sagt er zu den Tücken des Geländes. Doch die riesenhaften Maschinen und Geräte ziehen den Technikbegeisterten in ihren Bann, und Klaus Walter ist immer auf der Suche nach der besonderen Perspektive, die er etwa in den alten »Katakomben«, zwischen kahlen Schotterbergen, die sich hoch vor einem vereinzelten Baum auftürmen und im Spiel von Licht und Schatten vor der unwirklichen Kulisse der Bagger findet.
Die Fotografie begeistert den 62-Jährigen schon ein Leben lang. Gut kann er sich noch an seine Zeiss Ikarex in den 60-er Jahren erinnern. Dann faszinierten den Uhrmacher und Optiker in den 70-er Jahren die Kamera-Winzlinge wie seine kleine Minox. Und heute ist es natürlich die Digtaltechnik: Vor drei Jahren legte sich Klaus Walter seine Olympus 5000 zu. »Ich war lange 'raus aus meinem Hobby und habe eine ganz andere Welt der Fotografie vorgefunden«, schätzt er auch die Bildbearbeitung am Computer sehr.
Demnächst hat er bei König wieder eine Baustelle zu fotografieren. Ab Mitte November geht es mit einem Riesenschritt in Richtung Wohnbaugebiet: Dann nämlich kommen die Baustraßen.

Artikel vom 03.11.2005