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Menschen
in Verl
Heinz Gerber
Rentner

Wenn Heinz Gerber (70) aus Sürenheide an seine Heimat denkt, werden seine Augen feucht. Auch noch beinahe 60 Jahre nach der Vertreibung aus Niederschlesien sind sein Heimatdorf und seine Kindheit in ihm lebendig. »Ich habe noch jahrelang nach dem Abschied immer wieder davon geträumt, dass ich auf einer Anhöhe stehe und über mein Dorf und die schöne Landschaft blicke«, erzählt er. Als er 1974 erstmals zum Ort seiner Kindheit zurückkehrte und genau an der geträumten Stelle stand, war die Sehnsucht gestillt, die Träume hörten auf.
Nicht aber die Liebe zur alten Heimat, die er mit seiner Frau Maria immer wieder gern besucht. Die gebürtige Bornholterin war es auch, die ihm das Herz für seine neue Heimat öffnete, ihn in Verl Wurzeln schlagen ließ. 1960 baute das Ehepaar in Sürenheide ein Häuschen und fühlt sich hier - gemeinsam mit der Familie des Sohnes - rundum wohl. Nach einem arbeitsreichen Leben als Tischler kann der 70-Jährige heute die Idylle als Rentner noch mehr genießen, ist aber an Däumchen drehen nicht interessiert. Das liegt vor allem an einer großen Leidenschaft: Sport. »Schon als Junge habe ich begeistert Fußball gespielt. Weil es keine Bälle gab, habe ich mir aus Strümpfen selber welche geknotet«, erzählt er. Und als es später in der Schulmannschaft in Bornholte keinen richtigen Linksaußen gab, hat er unverdrossen ein halbes Jahr lang sein linkes Schussbein trainiert, bis er als Linksaußen fit war.
45 Jahre lang hat Heinz Gerber Fußball gespielt, erst sieben Jahre im einstigen DJK Bornholte Blau-Weiß und dann beim SC Verl. Als er älter wurde entschloss er sich, die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen, aber nicht den Sport. So fand er zum Sportabzeichentraining. Und beim 3000 Meter-Lauf wusste er: »Das ist es!« Seitdem ist der Senior aus Sürenheide auf allen Volkslaufstrecken zu Hause, egal wie schwierig sie sein mögen. Er lässt mit seinen 70 Jahren noch massenhaft jüngere Läufer hinter sich und weiß gar nicht mehr, wo er all seine Urkunden und Pokale unterbringen soll. »Laufen muss sein, gewinnen nicht unbedingt«, lächelt er und fügt schmunzelnd hinzu: »Aber so ein bisschen Wettkampffieber ab und zu tut auch ganz gut.«Manfred Köhler

Artikel vom 01.11.2005