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Müller im Mittelpunkt

SCP-Kapitän trifft zum 1:0 und vergibt den Sieg

Von Peter Klute
Paderborn (WV). Am vergangenen Spieltag in Bochum war René Müller nach schwacher Leistung, Eigentor und Auswechslung an alter Wirkungsstätte der Pechvogel, gestern zeigte der Kapitän wieder sein altes Gesicht. Die zentrale SCP-Spitze spielte stark, erzielte das 1:0 und war nach dem hochklassigen 1:1 des SC Paderborn 07 gegen Freiburg dennoch eine Art tragischer Held.

»Das muss ein Tor werden, da muss man nicht lange diskutieren«, kommentierte Müller später die aus seiner Sicht unglückliche Szene aus der 55. Minute. In stark abseitsverdächtiger Position von Hüzeyfe Dogan angespielt, lief die Nummer elf allein auf Freiburgs Torwart Alexander Walke zu, umspielte ihn, doch SC-Torschütze Youssef Mohammad spitzelte den Ball in letzter Sekunde zur Ecke. »Ich habe nur noch das leere Tor gesehen und mir eindeutig zu viel Zeit gelassen. Entweder muss ich ihn selber reinmachen oder links zum völlig freien Mehmet Dragusha spielen. Aber ich habe weder ihn noch den Freiburger Gegenspieler wahrgenommen. Das ist sehr ärgerlich«, gab sich Müller selbstkritisch. So sah es auch sein Trainer Jos Luhukay: »Wenn René da zum 2:1 trifft, verlassen wir als Sieger den Platz.«
Zweimal den Sieg vergeben - in der 78. Minute scheiterte Müller nach Zuspiel des eingewechselten Benjamin Schüßler an Walke -, dennoch hatte Müller allen Grund, auf seine und die Leistung der Mannschaft stolz zu sein. »Das war ein hochklassiges Zweitligaspiel, in dem wir wieder überzeugt haben und sogar die besseren Chancen hatten. Man darf nicht vergessen, dass Freiburg ein Erstliga-Absteiger ist und sie haben ihre spielerische Klasse vor allem in der ersten Hälfte unter Beweis gestellt. Das war der spielerisch beste Gegner, den wir bisher hatten. Wenn so eine Mannschaft hier mit einem Punkt zufrieden ist, spricht das für uns«, lautete sein Fazit.
Antrittsschnell, kopfballstark, robust im Zweikampf und torgefährlich: Müller zeigte gestern all seine bekannten Tugenden, war Paderborns auffälligste Offensivkraft und stand häufig im Mittelpunkt. Zum ersten Mal in der zehnten Minute, als er eine Hereingabe von Daniel Brinkmann am zweiten Pfosten zum 1:0 über die Linie drückte. »Ich habe schon drei, vier Tage gebraucht, um das Bochum-Spiel zu verarbeiten und wollte gerade zu Hause eine besonders gute Leistung bringen. Das frühe Tor hat mir natürlich Sicherheit gegeben«, gab der Ex-Erfurter zu.
Gegen Freiburg waren es vielleicht zwei zu wenig, mit den 20 Punkten nach zwölf Spielen und der Hälfte der Zähler, die für den Klassenerhalt benötigt werden, ist Müller mehr als einverstanden, bleibt aber auf dem Teppich: »Das ist super, aber wir zählen uns trotzdem nicht zur Spitzengruppe. Wir sind mit dem Image der Überraschungsmannschaft bislang gut gefahren und werden das auch weiter tun. Jetzt wollen wir in zwei Wochen Siegen zu Hause schlagen, auch wenn wir durch ihr 3:0 gegen Bochum gewarnt sind.«

Artikel vom 07.11.2005