31.10.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Das wahre Ich hinter der Alltagsmaskerade

Suche nach der eigenen Identität: 200 Teilnehmer beim Frühstückstreffens für Frauen

Halle-Künsebeck (td). »Wir tragen viele Masken-Sehnsucht nach Echtheit« lautete das Thema des 13. Frühstückstreffens für Frauen am Freitagabend und Samstagmorgen im Gasthof Jäckel. Mehr als 200 Teilnehmerinnen interessierten die Anregungen zur Suche nach der eigenen Identität.

Weshalb verkünsteln wir uns? Welche Maskenformen gibt es und welche Funktionen erfüllen sie? Ist Echtsein möglich? Diesen Fragen ging Mechthild Schmidt, psychologische Beraterin aus Jöllenbeck, in ihrem Vortrag auf den Grund.
»Der Mensch ist von Anfang an auf seine Außenwirkung eingestellt und verfolgt mit seinen Maskeraden ein Ziel - nämlich Zustimmung und Zuwendung,« stellte Schmidt zunächst fest. Sie führte aus, dass der Mensch sich verstellt, weil er Probleme mit der Wahrheit über sich selbst hat und verdeutlichte dies am Sündenfall von Adam und Eva. Nach dem Biss von der Frucht hätten beide ein schlechtes Gewissen bekommen und infolgedessen mit dem Feigenblatt die Tatsache vor Gott verhüllen wollen, dass sie ihre Freiheit missbraucht haben. Die Angst über das Unrechttun habe somit zur ersten menschlichen Maskerade geführt. »Wir sind heute wie Adam und Eva und greifen zu schützenden Masken, weil uns für die Wahrheit die Liebe fehlt«, erklärte die Referentin.
Der Mensch spielt eine Rolle, wenn er sich nicht ausreichend geliebt fühlt, um seine Schwächen zuzugeben und entwickelt ein Minderwertgefühl: »Es ist der verzweifelte Versuch, das eigene Minusgefühl zu kompensieren, indem man sich beliebt macht, sich ständig entschuldigt oder herausredet«, so Schmidt weiter.
Ein sich minderwertig fühlender Mensch, der sich dazu zwingt, mehr zu leisten und einfach besser zu sein, um bei seinen Mitmenschen respektiert zu werden, nimmt starken seelischen Stress für seine Rolle in Kauf und leide an sich selbst. »Wir tragen Masken, weil wir uns Freiheit erhoffen, wichtig ist jedoch, dass wir uns selbst kennen und unsere größte Sehnsucht ist es, erkannt und durchschaut zu sein«, so Schmidt. Eine Möglichkeit, frei zu sein, bestehe darin, dass man von Gott erkannt wird und seine Liebe zulässt.
Bei der Veranstaltung des Vereins »Frühstückstreffen für Frauen in Deutschland« empfanden Vanessa Kempf und Anna-Lena Schlegel in der Szene »In der Maske« eine Diskussion über die Bedeutung von Äußerlichkeiten und des wirklichen Charakters von Menschen nach. Claudia Krüger und Pfarrerin Birgit Winterhoff leiteten die Veranstaltung, bei der sich Frauen unterschiedlicher Konfessionen im Alter von 25 bis 80 Jahren über Glaubens- und Lebensfragen austauschen konnten. Für die musikalische Unterhaltung sorgten Christian Kloidt, Andrea Schwab und Dorothee Heimann am Klavier, Christina Heimann an der Querflöte sowie Miriam Heimann an der Geige.

Artikel vom 31.10.2005