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Rotstift regiert
bei der Kirche

60 katholische Kindergärten betroffen

Kreis Paderborn (WV/hh). In den katholischen Kirchengemeinden des Hochstifts Paderborn regiert zunehmend der Rotstift. »Es wird künftig nicht mehr alles gehen«, schwor Monsignore Thomas Dornseifer, Leiter der Hauptabteilung Pastorale Dienste im Erzbischöflichen Generalvikariat und stellvertretender Generalvikar, seine »Schäfchen« auf magere Zeiten ein.

Dornseifers Forum war die Verbandsvertretersitzung des Gemeindeverbandes Hochstift. Ihr gehören 300 Vertreter aus den 182 Kirchengemeinden in den Kreisen Höxter und Paderborn an. »Es muss künftig neu gewertet und gewichtet werden, wenn wir weiterhin missionarisch Kirche sein wollen«, sagte Dornseifer angesichts kontinuierlich rückläufiger Zahlen. Das Erzbistum verliere jährlich ca. 14 000 Katholiken, aus dem aktiven Dienst schieden jährlich 35 Priester aus, die Zahl der Neupriester liege in den nächsten Jahren beständig unter zehn. Dazu gehe die Zahl der Taufen und Trauungen drastisch zurück.
Gleichzeitig entwickelten sich die Kirchensteuereinnahmen seit fünf Jahren rückläufig. Der aktuelle Bistumshaushalt könne nur noch durch Rücklagenentnahmen in einer Größenordnung von etwa 29 Millionen Euro ausgeglichen werden, zeichnete Dornseiver ein düsteres Szenario. Jeder Pastoralverbund habe die Aufgabe ein eigenes pastorales Konzept mit eigenen Schwerpunkten zu finden. »In dem neuen Aufbruch liegen aber auch Chancen, die genutzt werden müssen.«
Jährliche Ausgabenkürzungen um zehn Prozent bis 2007 seien für den Bistumshaushalt unumgänglich, verdeutlichte Dr. Richard Böger, Direktor der Kirchenbank.
Weniger Geld aus Paderborn bedeute schmerzliche Einschnitte vor Ort, erläuterte Gemeindeverbands-Geschäftsführer Detlef Müller. So müsse der Anteil der Personalkosten im Gemeindehaushalt auf 40 Prozent gesenkt werden. Hart werde es aufgrund neuer Förderrichtlinienauch auch für viele Kindergärten. Ab August 2006 werden nur noch Einrichtungen mit einem Anteil katholischer Kinder von mindestens 75 Prozent voll gefördert. Zwei Drittel der insgesamt 92 katholischen Kindergärten im Hochstift seien betroffen. Müller: »Sollte über die weitere Finanzierung keine Einigung mit den Kommunen möglich sein, sind die Kirchengemeinden gezwungen, einzelne Gruppen zu schließen oder über die Abgabe ganzer Einrichtungen zu beraten«.
Auch Dekanatssekretärinnen müssen um ihren Arbeitsplatz bangen. Nach der Reduzierung der Zahl der Dekanate von sechs auf drei im Hochstift Paderborn werde derzeit geprüft, ob und inwiefern die zwölf Sekretärinnen, die beim Gemeindeverband angestellt sind, in die neuen Dekanatsstrukturen eingebunden werden können.

Artikel vom 29.10.2005