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Deutschen Meistertitel
äußerst knapp verpasst

Das Team des Westdeutschen Turnerbundes mit Herbert Stein, Heinz Koschel, Roland Berger, Klaus Ittermann)

Lübbecker Turner in erfolgreicher Ländermannschaft

Ibbenbüren/Lübbecke (WB). Mit einer sehr guten Mannschaftsleistung und einem hervorragenden dritten Platz kehrte der Lübbecker Heinz Koschel vom Bundesfinale 2005 der Seniorenmannschaften aus Ibbenbüren zurück.

Angesichts der geringfügigen Abstände zwischen den ersten fünf Mannschaften von nur 1,45 Punkten, was bei zwölf Übungen gerade mal 0,12 Punkte pro Turner ausmacht, waren sowohl der Gesamtsieg - also Deutscher Meister - möglich wie auch der undankbare fünfte Platz. Also überwog bei den vier Westfalen die Freude über den Platz auf dem Podest mit 112,00 Punkten hinter der TG Leipzig (112,150) und dem Sieger SC Cottbus mit 112,850 Punkten sowie der Feststellung, dass man nur knapp gegen fast die gesamte ehemalige DDR-Olympiamannschaft von 1972 (Leipzig) verloren hat. Obwohl die Veranstaltung als bundesoffener Seniorenwettkampf für Vereine ausgeschrieben war, sprachen alle von »Deutschen Meisterschaften« und hatten über ihre Landesverbände die besten Turner entsandt; so traten quasi reine Ländermannschaften gegeneinander an. Die vier Westfalen begannen am Barren und konnten gleich die Klasse von drei »Ehemaligen« aus der DDR in der Mannschaft von Gersdorf (Sachsen) bewundern. Klaus Itterman (9,75), Roland Berger (9,30) und Heinz Koschel (9,05) verloren diese Gerät mit 28,10:28,30. Die Westfalenmannschaft musste nun ans Reck und legte mit 28,70 Punkten ein »Bombenergebnis« hin, das zusammen mit Cottbus das höchste Geräteergebnis des Tages darstellte: Berger 9,75, Ittermann 9,50, Koschel 9,45 und Stein 8,90. Olympiasieger Köste turnte hier mit 9,80 Tageshöchstnote. Gegenüber Gersdorf hatte die WTB-Riege jetzt 0,35 Punkte Vorsprung. Da alle acht Mannschaften an verschiedenen Geräten begannen, war ein direkter Vergleich nicht möglich und so war man einigermaßen überrascht, als der Hallensprecher die Zwischenergebnisse nach zwei Geräten bekannt gab und »wir Westfalen Spitze waren« (Koschel).
Der Boden sorgten dann wieder für etwas Ernüchterung, denn das Geräteergebnis von 28,10 Punkten war nach sauber vorgetragenen Übungen doch relativ niedrig. Was die WTB-Turner nicht wussten: sie lagen mit 84,90 Punkten immer noch knapp vor Cottbus mit 84,75 und Leipzig 84,40 in Führung und hätten alle ihre Sprünge auf Sicherheit geturnt anlegen sollen.
So wurde es am Ende noch einmal irrsinnig spannend! Mannschaftsführer Koschel hatte am Rande mitbekommen, dass Köste für seinem Yamashita - immerhin ist er 1972 am Sprung Olympiasieger geworden - nur 8,55 Punkte bekommen hatte. Er schaltete schnell, überredete Klaus Ittermann, auf seinen Überschlag zu verzichten und statt dessen die sichere Hocke zu springen; auch Roland Berger sollte von Überschlag auf Hocke umstellen. Die Kampfrichter blieben bei ihrer harten Haltung und bewerteten die sicheren Hocken höher. Stein erhielt 8,65, Koschel 9,10, Ittermann 9,25. Nun kam alles auf den letzten Sprung an: Berger konnte nicht mehr umstellen und sprang einen Überschlag: trotz guter Flugphase und sicherer Landung nur 8,75. Alle ahnten, dass dieser Sprung noch einmal alles verändern würde. Und in der Tat: eine sichere Hocke wohl für den Sieg gereicht.

Artikel vom 01.11.2005