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Freunden begegnen in Cieszyn

Warburger Hauptschüler starten Austausch mit polnischer Partnerschule

Von Ralf Benner (Text und Foto)
Warburg (WB). Einen Austausch zwischen deutschen und polnischen Schülern haben jetzt die 75 Jungen und Mädchen in den achten Klassen der Hauptschule Warburg im Rahmen eines europäischen Fremdsprachen-Projekts begonnen.

Die Idee dazu hatte Englischlehrerin Elisabeth Hermanns. »Die jungen Leute sollen erkennen, dass Englisch notwendig ist und es Spaß machen kann, wenn man auf diese Weise mit Schülern in Europa und in unserem Fall mit Schülern in Polen kommuniziert«, erläutert sie das Ziel des so genannten Commenius-Projekts, das aus EU-Mitteln finanziert wird.
Auf einer speziellen Kontaktbörse im Internet mit Einrichtungen, die Partnerschulen suchen, war Elisabeth Hermanns auf die Gesamtschule der polnischen Stadt Cieszyn (oder Teschen, ehemals Schlesien) gestoßen. Teschen und Tschechisch Teschen sind eigentlich zwei Städte, doppelt so groß wie Warburg, die durch den Fluss Olsa geteilt werden. Das Gewässer ist auch Staatsgrenze zwischen Polen und der Tschechei. Für viele Menschen ist es aber noch eine einzige, durch mehrere Brücken verbundene 1000-jährige Stadt, ohne Grenzen zwischen den Völkern und den Bürgern.
Das alles haben die Warburger Hauptschüler bereits von ihrem charmanten Gast, der polnischen Englischlehrerin Grazyna Strzadala, gelernt, die für einige Tage an der Diemel weilt, um ihre neue Partnerschule und die Stadt Warburg näher kennenzulernen, die bekanntlich ja auch aus zwei Städten hervorgegangen ist. Bezüge zu ihrer polnischen Heimat waren also vorhanden. Besonders angetan war sie daher von historischen Gebäuden wie dem Rathaus Zwischen den Städten.
»Die englische Sprache hilft, Sprachbarrieren abzubauen. Mit einer vergleichbaren Schule in England oder Frankreich wäre das so nicht möglich gewesen«, sagt Lehrerin Elisabeth Hermanns. Die Franzosen würden kaum Englisch sprechen, und ein Kontakt zu Engländern zu hohe Sprachkenntnisse voraussetzen.
Die Hauptschüler aus Warburg sollen im Rahmen des Fremdsprachen-Projekts mehr über das Nachbarland Polen erfahren, das seit einiger Zeit EU-Mitglied ist. Elisabeth Hermanns verspricht sich davon »einen Durchbruch für zukünftige Beziehungen zwischen Polen und Deutschen«. Es gehe darum, Vorurteile abzubauen und zu lernen, wie Menschen mit einer anderen Kultur und Tradition leben.
»Ich möchte viele Freundschaften knüpfen«, erhofft sich die 14-jährige Rica Schnitzmeier von dem Austausch. Zwischen den Jungen und Mädchen beider Schulen werden im Wahlpflicht-Unterricht über eine extra eingerichtete E-Mail-Adresse bereits eifrig Nachrichten und Bilder ausgetauscht. Die Neugier auf die Gleichaltrigen aus Polen ist schon sehr groß.
Englischlehrerin Grazyna Strzadala hat Geschenke ihrer Schüler mit nach Warburg gebracht, darunter Selbstgebasteltes, Schokolade, persönliche Gedichte und Postkarten. Darüber freuten sich die Hauptschüler sehr. Ihrem polnischen Gast werden sie ebenfalls kleine Geschenke mit auf den Weg geben. Der 16-jährige Benjamin Satos zum Beispiel hat schon eine schöne Kette für seine polnische E-Mail-Partnerin Olga besorgt.
Im nächsten Jahr werden rund 30 Hauptschüler für 14 Tage nach Cieszyn reisen, um dort bei Gastfamilien zu leben. In der Partnerstadt soll auch ein gemeinsames Kochbuch gestaltet werden, denn ein Vergleich der Ernährungsgewohnheiten von polnischen und deutschen Schülern soll Schwerpunktthema des Projekts sein.

Artikel vom 29.10.2005