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Das Flat-Iron Building fotografierte Reinhart Wolf.

Oktogon unter der
Kuppel des Doms

Von Sammlern, Architektur und junger Kunst

Von Ruth Matthes (Text)
und Oliver Schwabe (Foto)
Herford (WB). Ein Raum im Raum ist in den vergangenen Tagen im MARTa Herford entstanden. Die zentrale Galerie, der so genannte Dom, hat ein Oktogon bekommen. An diesem Samstag wird die begehbare achteckige Installation des Künstler Anton Henning zusammen mit weiteren Ausstellungen im Gehrybau eröffnet.

»Als ich in Aachen Hennings erstes Gesamtkunstwerk sah, war ich so fasziniert, dass ich ihn schon weit vor der Eröffnung bat, eine Installation für den MARTa-Dom zu machen«, berichtete Direktor Jan Hoet bei der Präsentation der Ausstellung. Seither hat Henning mehrere Gemälde geschaffen, Wände gestrichen und Möbelstücke entworfen, die nun den Raum bestimmen. Er hat ihn in warme Farben getaucht, die etwas Anheimelndes haben und in ihrer Intensität die an die 60-er erinnern. Mit Filzpantoffeln versehen, dürfen die Besucher auch selbst in dem Gesamtkunstwerk Platz nehmen. »Die Arbeit ist eine perfekte Verbindung dessen, was auch MARTa auszeichnet: Das Zusammenspiel von Möbel, Art und Ambiente«, urteilte Jan Hoet. Hier verbinden sich moderne Sofas, Tische und Lampen in klarer Linienführung mit schwungvollen Akten und abstrakten Gemälden, die nicht unfreiwillig Zitate der Kunstgeschichte aufnehmen. »Ich bin immer mehr fasziniert von Künstlern wie ihm, die Bilder als Spiegel des Lebens malen, die Kunst und Leben miteinander verweben«, betonte Hoet.
Parallel zum Oktogon hat Henning eine raumbezogene Intervention für das Krefelder Haus Esters von Bauhaus-Architekt Mies van der Rohe geschaffen. Sein »Frankfurter Salon« wird zurzeit im Museum für Moderne Kunst in Frankfurt gezeigt.
In drei der umgebenden Galerien und im ersten Obergeschoss gibt Jan Hoet zeitgleich einen Einblick in die Sammlung, die er vornehmlich mit Hilfe von Sponsoren in den vergangenen Jahren angekauft hat. Darunter sind sowohl Installationen und Objekte (Kendall Geers »Hanging Buddha«) als auch Fotoarbeiten (Sergey Bratkov, Monika Czosnowska und Jürgen Escher), sowie Videos (Asta Gröting) und Gemälde (Thomas Huber, Wilhelm Sasnal) aktueller junger Künstler.
In der größten der Galerien ist außerdem ein Ausschnitt aus der Sammlung des Bielefelders Karl Kerber zu sehen, vornehmlich Kunst der siebziger und achtziger Jahre. Vertreten sind unter anderem so bekannte Namen wie Georg Baselitz, Markus Lüpertz, A. R. Penck, Emil Schumacher und Gerhard Richter. »Es ist eine ehrliche Sammlung, die mit dem Auge und nicht mit den Ohren gekauft ist«, sagte Jan Hoet anerkennend. »Man merkt ihr an, dass Karl Kerber auf die Suche gegangen ist nach seiner eigenen Identität durch die Augen der Künstler.« Die Sammlungsstücke kommen in dieser Galerie weit besser zur Geltung als im Forum, wo ein Teil der Werke bereits zu sehen war. »Die Architektur Gehrys ist eine bleibende Herausforderung. Wir müssen immer wieder neue Lösungen ausprobieren«, erläuterte Hoet.
Die Eröffnung dieser drei Ausstellungen ist an diesem Samstag um 16 Uhr. Sie sind bis zum 8. Januar zu sehen.
Bereits am Donnerstag wurde eine von der Firma Hettich initiierte Ausstellung eröffnet: Sie zeigt faszinierende Architekturfotografien von Reinhart Wolf. Bis zum 20. November sind seine Aufnahmen von New Yorker Wolkenkratzern, spanischen Burgen und Industriebauten des Ruhrgebiets im Forum zu sehen. Wolf (1930 bis 1988) gilt als einer der weltbesten seines Fachs. Neben seinem Beruf als Werbefotograf begann er eine Karriere als Architekturfotograf, sein Buch über die Wolkenkratzer von Manhattan wurde mehrfach ausgezeichnet. Mit zeichnerischer Feinheit und einem enormen Sinn für den Einsatz des Lichtes ging er zu Werke.
Jan Hoet begrüßte ausdrücklich die Initiative der Firma Hettich, die zu den Förderern von MARTa gehört und auch Mitgesellschafter der MARTa GmbH werden wird: »Wir legen viel Wert auf Kontakte zur Industrie. Und diesmal haben sie uns eine wirklich hochwertige Ausstellungen beschert.«

Artikel vom 29.10.2005