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Beten für den Frieden

Schützen organisieren seit 1961 jährliche Gebetswache

Rietberg-Varensell (mobl). Im November wird Johannes Flore aus Varensell wieder einen kleinen Koffer packen: zum 13. Mal nimmt der Varenseller vom 4. bis 6. November an der Gebetswache des Schützen-Bezirksverbandes Wiedenbrück im Bergkloster Bestwig teil.

Die erste Gebetswache fand bereits im Jahre 1961 statt und geht zurück auf eine Bitte des Bundeskanzlers Konrad Adenauer. Als der Kanzler im September 1955 in die Sowjetunion reiste, um tausende deutsche Kriegsgefangene freizubekommen, wandte er sich vor seiner Abreise an die deutsche Bevölkerung: »Sie können mich unterstützen, es hilft nur noch beten.«
Auch Adenauer selbst suchte in Moskau zwischen den Verhandlungen eine Kirche auf, um zu beten. In Freiburg unterstützten 30 Männer Adenauers »Mission« mit Gebeten - der Kanzler hatte im fernen Moskau schließlich Erfolg. Tausende Kriegsgefangene kehrten am 7. Oktober 1955 nach Deutschland zurück. In Erinnerung an diese Gebetswachen in Freiburg begannen auch die Schützen des Bezirksverbandes Wiedenbrück im Jahre 1961, eine Gebetswache zu organisieren. Zunächst fuhren sie jährlich im November ins Franziskushaus nach Werl. Seitdem diese Stätte geschlossen wurde, setzen die Schützen ihre Gebetswache im Bergkloster Bestwig fort. Auch Mitglieder der St.-Beneditkus-Bruderschaft Varensell nehmen teil. Wie Johannes Flore. Früher war auch der kürzlich verstorbene zweite Brudermeister Ferdinand Rehage stets dabei. »Konrad Adenauer war auch Mitglied des Bundes historischer deutscher Schützen«, erläutert Flore, dass man sich mit dem ehemaligen Kanzler tief verbunden fühle. »Der Grundgedanke Adenauers ist auch heute noch aktuell, wir beten in der Hoffnung, dass so düstere Kriegszeiten nie wieder vorkommen«, sagt Flore. »Wir sitzen dort in der kleinen Krypta, auch nachts, und beten, immer abwechselnd, quasi nach einem Dienstplan. Das dient der Besinnung, man denkt über vieles nach«, schildert der 66-Jährige. Inzwischen hat er Kontakt aufgenommen zu Landrat Sven-Georg Adenauer, einem Enkel Konrad Adenauers. »Er war beeindruckt, dass es eine solche Gebetswache hier gibt«, sagt Flore, der vom Landrat auch einige Bücher über Konrad Adenauer erhielt. Vom 4. bis 6. November reisen die Schützen in diesem Jahr wieder nach Bestwig. Es besteht noch die Möglichkeit, sich den Schützen anzuschließen. Wer zur Gebetswache mitfahren möchte, kann sich bei Johannes Peitz in Verl melden. Er ist erreichbar unter Tel. 0 52 46 / 22 60.

Artikel vom 29.10.2005