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Hickhack bei Köthenbürger

40 Maurer klagen auf einen Job

Von Hubertus Hartmann
Paderborn (WV). Etwa 100 Mitarbeiter haben bei der Pleite des Paderborner Bauunternehmens Köthenbürger ihren Job verloren. Gut 40 Betroffene wollen sich mit der Arbeitslosigkeit nicht abfinden. Sie klagen beim Arbeitsgericht Paderborn auf Wiedereinstellung.

Der ehemalige Köthenbürger-Geschäftsführer Reiner Glowienka (59) hat am 3. August nämlich die Firma »BIG - Baugesellschaft für Ingenieurbau Glowienka GmbH« gegründet. Und dabei handelt es sich nach Auffassung von Betriebsrat und Gewerkschaft um einen so genannten Betriebsübergang. Sollte das der Fall sein, müsste der Firmenchef auch das Personal übernehmen.
Insolvenzverwalterin Cornelia Mönert und die IG Bauen-Agrar-Umwelt hatten vor Wochen schon mit Glowienka verhandelt. Kurz vor einer vermeintlichen Einigung waren diese Verhandlungen aber geplatzt.
»Herr Glowienka hätte 30 Mitarbeiter übernehmen müssen, und das war ihm einfach zu riskant«, sagt sein Anwalt Prof. Dr. Friedrich-Wilhelm Meyer. Er habe sich deshalb selbstständig gemacht, eigene Aufträge akquiriert und nur drei Mitarbeiter, die früher bei Köthenbürger beschäftigt gewesen seien, eingestellt. »Jetzt will die Gewerkschaft ihn platt machen«, glaubt Meyer.
Bodo Matthey, Bezirkssekretär der IG BAU, sieht das naturgemäß völlig anders. Glowienka habe beim der Insolvenzverwalterin beschäftigte Köthenbürger-Leute für sich arbeiten lassen und Aufträge übernommen - »für mich ganz klar ein Betriebsübergang«. Man erwäge jetzt Strafanzeige gegen den Ex-Geschäftsführer.
Ob die Bauarbeiter mit ihren Klagen Erfolg haben, scheint nach einem Gütetermin gestern beim Arbeitsgericht zweifelhaft. »Die Kläger haben keine Chance«, ist Prof. Meyer überzeugt. Von einem Betriebsübergang könne überhaupt nicht die Rede sein. Auch Richterin Silke Petersen ließ bereits durchblicken, dass sie nach dem jetzigen Kenntnisstand die Klagen wohl abweisen werde. Eine Entscheidung ergeht erst im Frühjahr.
Bei Köthenbürger wickeln derzeit noch etwa 30 Leute die restlichen Aufträge ab. Im April 2006 ist dann endgültig Schluss. Einen neuen Job habe kaum ein Kollege gefunden, bedauert Betriebsratsvorsitzender Karl Wolf.

Artikel vom 29.10.2005