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»Freispruch« für Busfahrer

Staatsanwalt stellt Ermittlungen gegen Stadtwerke-Mitarbeiter ein

Von Stephan Rechlin
Gütersloh (WB). Der Linienbus schien den Lastwagen regelrecht durchbohren zu wollen. Damals, im Januar 2004, beim schweren Unfall an der Autobahnauffahrt auf der Verler Straße. Jetzt stellte die Staatsanwaltschaft Bielefeld ihre Ermittlungen gegen den Gütersloher Busfahrer (57) ein.

»Schutzengel ist ein Frühaufsteher« titelte das WESTFALEN-BLATT zu dem Unfall der beiden Kolosse. Bei einem Blick auf die Fotos ist es auch heute noch kaum vorstellbar, dass bei der Kollision nicht mehr passierte. Gegen 7.15 Uhr war der Bus der Linie 46 in den Sattelschlepper aus Hannover gerast. Der Bus hatte Schüler aus der Determeyer-Siedlung in Spexard abgeholt, der Lastwagen war am Real-Markt am Anger entladen worden. Gerade als der Lastwagen auf die Autobahn A 2 auffahren wollte, rammte der Bus in den Auflieger hinein.
Zehn Menschen wurden bei dem Unfall verletzt, darunter der Busfahrer und neun Schüler. Die anderen Mitfahrer wurden zunächst im Spexarder Gerätehaus untergebracht und mit Decken und Tee versorgt. Durch die Luft wirbelnde Blechteile hatten andere Autos beschädigt. Die Bergungsteams brauchten mehr als vier Stunden, um die Blechgiganten auseinanderzuziehen und von der Straße zu holen. Solange blieb die Verler Straße gesperrt, mitten im Berufsverkehr.
Die juristische Aufarbeitung des Unfalls dauert bis heute mehr als anderthalb Jahre - und ist noch immer nicht abgeschlossen. Für die Staatsanwaltschaft Bielefeld steht jedoch inzwischen fest, dass den Fahrer der Stadtwerke Gütersloh (SWG) keine Schuld trifft. Das teilte die Behörde jetzt dem Rechtsamt der Stadt Gütersloh mit. Gegen den 56 Jahre alten Lastwagenfahrer aus Hannover wird jedoch weiter ermittelt. Über den Stand dieses Verfahrens war gestern keine Auskunft zu bekommen.
Nicht nur der Busfahrer, auch Schüler, Eltern und viele Versicherungen warten noch immer auf einen Abschluss der Untersuchung. Vom Unfallhergang wird abhängen, wer für den 200 000 Euro hohen Schaden aufkommen soll, der an jedem Morgen vor der Autobahnauffahrt angerichtet wurde.

Artikel vom 28.10.2005