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Von Ralf Benner

Warburger
Aspekte

Lohnt sich Wasser sparen noch?


Der Rat der Stadt Borgentreich hat mit den Stimmen der CDU-Mehrheitsfraktion die Abwassergebühren ab dem 1. Januar 2006 deutlich erhöht. Beschlossen wurde die zusätzliche Einführung einer monatlichen Grundgebühr in Höhe von 8,50 Euro, die von den Eigentümern der Grundstücke, die an die Kanalanlagen der Stadt angeschlossen sind, erhoben wird. Die Benutzungsgebühren für das Schmutzwasser, bislang 3,37 Euro pro Kubikmeter, werden um 2 Cent auf 3,35 Euro abgesenkt.
Die Borgentreicher, die acht Jahre von Gebührenerhöhungen verschont blieben, müssen nun erheblich tiefer in die Tasche greifen. Für einen durchschnittlichen 4-Personen-Haushalt bedeutet das eine Steigerung um 13,7 Prozent.
Die von der Fraktionsgemeinschaft von FDP und CWG vorgeschlagene Alternative, auf eine Grundgebühr zu verzichten und nur die Verbrauchsgebühr auf 4,16 Euro pro Kubikmeter anzuheben, hätte nach Berechnung der Stadtverwaltung gar einen Anstieg um 22 Prozent bedeutet. Nur zum Vergleich: In Willebadessen, wo das Abwasserwerk im Wirtschaftsjahr 2004 sogar mit einem Gewinn von 144 465 Euro abschloss, beläuft sich die Verbrauchsgebühr zurzeit schon auf 4,19 Euro pro Kubikmeter.
Die Ursache für den erheblichen Anstieg der Gebühren liegt, so paradox dies auch klingen mag, im sinkenden Wasserverbrauch. Denn ein Großteil der bei der Abwasserentsorgung anfallenden Kosten sind Fixkosten, die also auch dann anfallen, wenn kein Abwasser in die Kanalisation eingeleitet wird. Eines liegt damit klar auf der Hand: Umweltbewusstes Verhalten wird sich finanziell nicht mehr so deutlich auszahlen. Der sparsame Verbraucher, der kein Wasser verschwendet oder es in Zisternen auffängt, wird mit einer Grundgebühr nicht belohnt.
Der Wasserverbrauch wird in den kommenden Jahren voraussichtlich noch weiter sinken, was auch an den rückläufigen Bevölkerungszahlen in der Region liegt. Mit diesem Problem haben viele Städte zu kämpfen, die ihre Bürger sogar noch stärker zur Kasse bitten als in der Bördestadt. So hat die Stadt Höxter ihre Abwasserbeseitigungsgebühr im vergangenen Jahr sogar um drastische 30 Prozent angehoben.
Eine Alternative gab es aus Sicht der Stadt Borgentreich nicht. Sie folgte mit der Einführung einer Abwasser-Grundgebühr einem landesweiten Trend. Im Kreis Höxter gibt es eine solche Abgabe bereits in den Städten Marienmünster (5 Euro), Nieheim (8,50 Euro) und Brakel (10 Euro). Ziel der Grundgebühr ist es, einen Teil der verbrauchsunabhängigen Kosten von durchschnittlich 1,7 Millionen Euro im Jahr aufzufangen und damit eine verlässliche Kalkulation für die kommenden drei Jahre zu garantieren.
Keine oder geringere Grundgebühren bei dann höheren Benutzungsgebühren, letzteres ein Vorschlag der Sozialdemokraten, hätten die Großfamilien stärker belastet, die natürlich mehr Schmutzwasser produzieren.
Ohne eine einheitliche Grundgebühr hätten sich die Borgentreicher darauf einstellen müssen, dass die Verbrauchsgebühr, so die Überlegungen der Stadtverwaltung voraussichtlich jährlich angehoben würde, denn die Schere zwischen sinkenden Gebühren-Einnahmen und festen Kosten wird weiter auseinanderklaffen. Die Stadt Borgentreich trifft an dieser Entwicklung keine Schuld.
Eine funktionierende Abwasserentsorgung verschlingt viel Geld. So hat die Bördestadt in den vergangenen Jahren dafür gesorgt, dass alle Kläranlagen im Stadtgebiet auf dem neuesten Stand sind. Damit einher gingen Straßenbaumaßnahmen und die Sanierung des Kanalnetzes. Die Einsparmöglichkeiten sind ausgeschöpft, das Wirtschaftsjahr 2004 schloss mit einem Verlust in Höhe von 70 391 Euro ab.
Gerade im Hinblick auf die im Abwasserbeseitigungskonzept aufgeführten Investitionen und der bereits ab 2002 nicht mehr bereitgestellten Investitionspauschale des Landes war eine Anhebung der Gebühren nach acht Jahren überfällig und dringend erforderlich, auch wenn die Grundstückseigentümer in Borgentreich davon jetzt hart getroffen werden.

Artikel vom 29.10.2005