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Ein Trio mit Feuer und Seele

Erstes Kammerkonzert der NWD-Saison stürmisch gefeiert

Herford (HK). Drei Werke für Klaviertrio standen beim ersten NWD-Kammerkonzert der Saison auf dem Programm, in Abänderung der ursprünglichen Planung, die drei Violinsonaten vorsah. Das Studio am Stadtpark-Schützenhof war nahezu komplett gefüllt.

Die drei Solistinnen waren die Pianistin Atsuko Oba (Japan), die Geigerin Jimi Shin (Korea), und Min-Jung Suh (Korea), Violoncello. Glücklich war der Beginn mit Mozarts Trio KV 496. Immer wieder durften sich Klavier und Geige dasselbe Motiv zuspielen, was sie auch mit viel Wachheit und Vergnügen taten, und später kam das Violoncello ganz gleichberechtigt hinzu. Herrlich die perlenden Klavierfiguren, wie sie Atsuko Oba ihrem Instrument entlockte. Sehr tänzerisch kam schließlich der dritte Satz daher, und die drei Künstlerinnen drückten das auch durch ihre Körperhaltung aus; es juckte einem richtig in den Füßen.
In die Hochromantik wurden die Zuhörer mit dem nächsten Stück entführt, mit dem Trio H-Dur op. 8 von Johannes Brahms. Es ist ein Jugendwerk voller Seele und Feuer, das der Komponist in späteren Jahren überarbeitet hat. Aufhorchen ließ bereits der Beginn mit einem Solo des Cellos zum Klavier. Im weiteren Verlauf lässt Brahms oft Geige und Cello parallel, wie ein einziges Instrument spielen: eine Reduktion des Tonsatzes zugunsten eines reicheren Klanges. Hier konnte Min-Jung Suh die ganze Wärme ihres Cellos zum Klingen bringen, während Jimi Shin für den Glanz sorgte.
Allerdings hätte angekündigt werden sollen, dass an zweiter Stelle das Werk von Brahms erklang; so werden viele Zuhörer wohl fälschlich Mendelssohn die Klänge des H-Dur-Trios zugeschrieben haben.
Es war aber eine gute Entscheidung, mit Mendelssohn zu schließen: sein d-Moll-Trio op. 49 ist voller Dramatik und Schwung, voll sprudelnden Temperaments (atemberaubende Läufe im Klavier) und seelenvoller Melodien. Der langsame Satz lässt sich gut als ein »Lied ohne Worte« auffassen, bei dem die Instrumente abwechselnd die Melodie singen. Das Scherzo verströmte so viel Fröhlichkeit und Humor, dass der Beifall nicht enden wollte und die Künstlerinnen sich entschlossen, diesen Satz als Zugabe zu spielen.Gerd Büntzly

Artikel vom 29.10.2005