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Politik hält an Betreuungstarif fest

UWG und Eltern: Halbtagsangebot ist im Vergleich zur OGS zu teuer

Bis nachmittags werden die Kinder, hier Danielle, Jan, Maria, Tabea und Wilke, in der OGS betreut - trotzdem ist das Angebot zum Teil billiger als eine Ganztagsbetreuung. Eltern hatten in der Schulausschusssitzung auf das Missverhältnis hingewiesen, die Politik hält jedoch an dem bestehenden System fest. Foto: J. Petring
Von Julia Lüttmann
Spenge (SN). In der Grundschule Spenge/Hücker-Aschen müssen Eltern mit einem Einkommen von mehr als 49 084 Euro mehr für die Halbtagsbetreuung bezahlen als für die Offene Ganztagsgrundschule (OGS). Eltern wollten sich dieses nicht gefallen lassen und wandten sich mit einer Unterschriftenliste an die Politik (diese Zeitung berichtete am 21. Oktober). Unterstützt wurden die Eltern von der UWG-Fraktion: Sie hatte bereits im Juni beantragt, die Tarifstruktur zu überprüfen.
Bei den Mitgliedern des Schul- und Jugendausschusses fanden Eltern und UWG kein Gehör: Bei zwei Gegenstimmen der UWG folgten die Politiker dem Vorschlag der Verwaltung, die bisherige Tarifstruktur zunächst beizubehalten und nach Vorlage der neuen Richtlinien erneut im Ausschuss zu beraten.
»Die OGS und die Halbtagsbetreuung sind unterschiedliche Töpfe, die nicht vermischt werden dürfen«, führte der Ausschussvorsitzende Sven Braune (CDU) aus. »Das würde zur Rückzahlungsverpflichtung führen.«
Die UWG war damit nicht einverstanden: Die Stadt bezuschusse die OGS mit 1500 Euro pro Kind pro Jahr, die Halbtagsbetreuung dagegen nur mit 300 Euro pro Jahr. »Die Halbtagsbetreuung ist für die Stadt sehr günstig«, führte Ralf Sieker aus. Er forderte daher, dass den Eltern der Kinder in der Halbtagsbetreuung »ein faires Angebot« gemacht werde.
Es sei nicht Sache der Stadt, Zuschüsse auszugleichen, urteilte Reinhold Hübers (CDU). Aus seiner Sicht ist es sicher, dass das Problem im kommenden Jahr durch andere Fördermittel des Landes gelöst wird. Er riet daher von einem Schnellschuss ab - auch wenn es »für einen Teilbereich der Eltern ungerecht« sei. Den Familien, die ein Einkommen von mehr als 49 094 Euro hätten, sei es zuzumuten, ein Jahr lange mehr zu bezahlen.
Sabine Lübker, die stellvertretend für die Eltern sprach, monierte, dass die Eltern falsch informiert worden seien. Sie kritisierte, dass die Kinder der Halbtagsbetreuung morgens zusammen mit den Kindern der OGS betreut werden - trotz der unterschiedlichen Beiträge.
»Man kann nicht sagen, wir trennen die Bereiche finanziell, die Kinder werden aber erst ab 11.15 Uhr nicht mehr gemeinsam betreut«, urteilte sie.
Die Erzieher sahen die gemeinsame Betreuung eher unter dem praktischen Aspekt: »Die Kinder suchen sich selbst aus, wo und mit wem sie spielen«, wusste Christian Stöppelmann, der in der Grundschule Wa-Ba Kinder betreut. Und Karl Hankel (Grundschule Lenzinghausen) ist der Überzeugung, dass die Halbtagsbetreuung sogar von der OGS profitiert. Die Halbtagsbetreuung habe kaum Mittel, um Materialien oder Spielzeuge anzuschaffen. Jetzt dürften die Kinder die Utensilien der OGS mitbenutzen.

Artikel vom 29.10.2005