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Beim Sägen muss selbst
die Hose schnittfest sein

Forstamt gibt Lehrgänge für angehende Holzsammler

Schloß Holte-Stukenbrock (kl). Einfach mal geradeso in den Wald gehen und einen Baum fällen, das geht nicht. Selbst wer nur das so genannte Kronen-Restholz mit nach Hause nehmen will, sich dafür aber einer Motorsäge bedient, muss einen Nachweis vorlegen, dass er in einem Kurs den Umgang mit diesem Gerät gelernt hat.

Natürlich bedarf es auch einer Erlaubnis des Waldbesitzers, einfach so Holz aus dem Wald holen, wäre Diebstahl. Die privaten Waldbesitzer und das Forstamt geben Holzsammelscheine aus. Die kosten bis zu 18 Euro. Die Nachfrage danach ist in der letzten Zeit stark gestiegen, dafür sorgt der hohe Ölpreis. Aber: Ohne Motorsägen-Lehrgang kein Sammelschein, erklärt Klaus Windhaus vom Forstamt Bielefeld. Außer, man will nur mit der Bügelsäge sammeln, aber das lohnt sich eigentlich nicht.
Seit 1984 führt das Forstamt solche Lehrgänge durch, in diesem Jahr haben bereits zehn stattgefunden. Und bis ins nächste Jahr sind die Kurse bereits ausgebucht. In einem Waldstück hinter dem Gut Welschof an der Augustdorfer Straße fand am Donnerstag für 14 Teilnehmer der praktische Teil des Lehrgangs statt. Nachdem sie am Vortag Theorie gebüffelt hatten, durften sie nun zur Tat schreiten.
Sicherheit war dabei das oberste Gebot. »Beim Entasten sollte man die Säge immer auf der anderen Seite des Stammes halten«, erklärt Forstwirtschaftsmeister Markus Rübsamen den Teilnehmern. Warum, das ist klar: Wenn die Säge einmal hängen bleibt und zurück schlägt, dann ist es gut, wenn noch ein Baumstamm zwischen Säge und Mensch ist.
Selten wird ein privater Holzsammler einen ganzen Baum fällen, aber auch das wird geübt.
Eberhard Aller, einer der Teilnehmer, versucht umzusetzen, was er am Vortag gelernt hat: Zunächst schaut er, ob der Baum sich ohnehin schon in eine bestimmte Richtung neigt. Danach sollte man die Fallrichtung auswählen. Dort muss natürlich auch alles frei sein. Dann wird auf dieser Seite der so genannte Fallkerb angelegt und der Stamm bis in Kopfhöhe entastet. Etwas höher wird danach auf der Gegenseite die Säge angesetzt, immer so, dass nichts passieren kann. Der Stamm ist fast durchgesägt, steht aber immer noch. Eberhard Aller setzt noch mal nach, dann - nachdem er dem Baum einen kleinen Stoß versetzt hat - fällt dieser ganz langsam, fast im Zeitlupentempo.
Danach Manöverkritik: Markus Rübsamen geht auf die Höhe der Einschnitte und die gewählte Fallrichtung ein, erläutert, was gut war und was besser hätte gemacht werden können. So war der Baum auf einem anderen, quer liegenden Stamm gelandet. Als Aller mit der Säge die letzte Verbindung zum Stumpf durchtrennt hatte, war das untere Ende des Stammes hochgeschnellt, ein typischer Fall von Spannung, die in ungünstigen Fällen entstehen kann, und auf die man achten muss.
Ganz wichtig ist im Übrigen auch die passive Sicherheit. Dazu gehört eine Schnittschutzhose, ein Helm, Sicherheitsschuhe mit Stahlkappen und einem Schnittschutz bis zum Gelenk, Arbeitshandschuhe und auch ein Schallschutz für die Ohren. Dafür muss man mindestens 150 Euro auf den Tisch legen. Die Teilnahmegebühr für den Lehrgang beträgt übrigens 102 Euro. Wer Geld für Heizöl oder Gas sparen will, muss also zunächst einiges investieren.

Artikel vom 29.10.2005