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Unwürdiges Ende der
erfolgreichen Eiszeit

Gunda Niemann-Stirnemann erklärt Abschied

Berlin (dpa). Die große Karriere der früheren »Eiskönigin« Gunda Niemann-Stirnemann ist gestern in Berlin eher unwürdig zu Ende gegangen.
Gunda Niemann-Stirnemann.Foto: dpa

Nachdem die 39-jährige Erfurterin vor wenigen Tagen alle Rücktrittsgerüchte zurückgewiesen und einen DM-Start in Berlin angekündigt hatte, nutzte die Rekordweltmeisterin die Medien-Präsenz beim Seminar der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft zur Bekanntgabe ihres längst überfälligen Rücktritts vom aktiven Sport.
»Ich habe starke Rückenschmerzen beim Start-Training. Es fällt mir schwer, diese Entscheidung hier bekannt zu geben«, erklärte die Erfurterin, die einräumte, dass die Entscheidung zum Rücktritt bereits in der vorigen Woche gefallen sei. Sie widersprach damit eigenen Aussagen, die sie vor großem Publikum am Sonntag in Rostock getätigt hatte. Dort hatte sie Rücktritts-Spekulationen als »absoluten Blödsinn« bezeichnet.
»Ich wäre gern richtig stark zurückgekommen, aber so ist halt der Leistungssport«, bedauerte Gunda Niemann gestern. Die Glaubwürdigkeit der Athletin hat Schaden genommen. »Für mich ist klar, dass sie den rechtzeitigen Zeitpunkt für den Rücktritt schon vorher verpasst hatte«, meinte Klaus Kärcher, der Manager von Niemanns-WM-Nachfolgerin Anni Friesinger.
Unbestritten gilt die Thüringerin als erfolgreichste Eisschnellläuferin der Welt. Drei Olympiasiege, 19 WM- sowie acht EM-Titel und 98 Weltcupsiege sind die Bilanz der mehr als 17-jährigen Eiszeit. 19 Weltrekorde stellte sie auf, wurde drei Mal mit dem »Eis-Oscar« als weltbeste Kufenflitzerin und als »Eisschnellläuferin des Jahrhunderts« geehrt. 1995 war sie deutsche »Sportlerin des Jahres«.
Ihr letztes Rennen hatte Gunda Niemann-Stirnemann am 14. März 2004 bei der Einzelstrecken-WM in Seoul bestritten. Im vergangenen Jahr hatten sie Verletzungen immer wieder zurückgeworfen. Als sie vor dieser Saison alle geplanten Testrennen wegen eines grippalen Infekts absagte, war das Karriereende absehbar. Seit langem hat sie den Fernsehvertrag mit dem ZDF in der Tasche, der ihr die Teilnahme an den Winterspielen in Turin als Co-Moderatorin sichert. Im April beginnt Niemann-Stirnemann eine Trainerausbildung in Köln.

Artikel vom 28.10.2005