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Fragen, bis der Arzt kommt

Qualitätssiegel für 14 Kinder- und Jugendärzte im Kreis Gütersloh

Von Stephan Rechlin
Altkreis Halle (WB). Wie gut oder schlecht ist der eigene Kinderarzt? Dieses Dauerthema in Krabbelgruppen und Elterntreffs ist nun wissenschaftlich fundiert untersucht worden. Mehr als 1000 Ärzte, Patienten und Mitarbeiter aus 14 Kinderarztpraxen im Kreis Gütersloh antworteten auf die Fragen der Stiftung Praxissiegel.

Diese Stiftung wurde vor einem Jahr von der Bertelsmann Stiftung gegründet. Mit Hilfe des Göttinger »Aqua«-Institutes übertrugen die Forscher die Qualitäts-Kriterien aus der Bewertung von Hausarztpraxen auf die Kinder- und Jugendärzte. Trotz ausgeprägter Konkurrenz untereinander erwiesen sich die Ärzte äußerst aufgeschlossen für das Thema. »Der Großteil der beteiligten Praxen ist seit längerem in einem regionalen Qualitätszirkel zusammengeschlossen«, teilt Dr. Frank-Peter Drobnitzky mit, Obmann der Kinderärzte im Kreis.
Alles in allem bekommen die Ärzte ein hohes Lob von Patienten und Eltern. 91,6 Prozent der Befragten sehen derzeit keinen Grund, ihren Kinderarzt zu wechseln. 90,3 Prozent würden ihn sogar Freunden empfehlen. Bemängelt werden jedoch Wartezeiten und die Aufklärung über die Nebenwirkungen verschriebener Medikamente. Mehr als 35 Prozent der befragten Jugendlichen wünschen sich andere Zeitschriftentitel in den Warteräumen. Immerhin gut 17 Prozent wären froh, wenn sie stärker als bisher in die Entscheidung über eine medizinische Behandlung einbezogen würden.
Die an Ärzte und Mitarbeiter gestellten Fragen berühren Themen, auf die kein Patient kommen würde, die für den gebotenen Leistungsstandard jedoch sehr wichtig sind. Werden die Blutdruckgeräte alle zwei Jahre kontrolliert? Ist der Notarztkoffer stets vollständig bestückt? Gibt es Minimum-Maximum-Thermometer im Medikamenten-Kühlschrank? Insgesamt wurden fünf Bereiche untersucht und bewertet: Sicherheit, Infrastruktur, Patienten und Mitarbeiter, Informationen und Finanzen. Die Forscher interessierte dabei auch, ob die jeweilige Praxis betriebswirtschaftlich vernünftig geführt wird, ob es Bilanzen und ein Controlling gibt. Jeder teilnehmende Arzt konnte sein Ergebnis später mit denen der anderen vergleichen. »Die Fragen deckten manchen Mangel auf und stellten uns vor die Aufgabe, offen mit unseren Mitarbeitern darüber zu sprechen«, berichtet Drobnitzky.
Alle 14 teilnehmenden Praxen erfüllten am Ende die Kriterien des Qualitätssiegels. Zwölf davon stimmten einer Veröffentlichung ihrer Namen zu. Gütersloh: Die Praxen Grollmann, Fiedler, Schultenkämper, Drobnitzky/Haselier, Woike/Husemann und Coesfeld. Rheda-Wiedenbrück: Gemeinschaftspraxis Dettmer. Verl: Praxis Dr. Weeg. Harsewinkel: Praxis Dr. Hartmann. Schloß Holte-Stukenbrock: Praxis Dr. Hosseini. Versmold: Praxis Dr. Hamacher. Halle: Gemeinschaftspraxis Dr. Müller.

Artikel vom 27.10.2005