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Getrost ein Stündchen länger schlafen

In der Nacht zu Sonntag werden die Uhren zurückgedreht - Nachtschichtler haben Nachsehen

Von Melanie Suhr (Text und Fotos)
Versmold (WB). Am Sonntag können sich alle Versmolder noch mal in den Federn umdrehen und getrost ein Stündchen länger schlafen: Dank der Zeitumstellung in der Nacht zum Sonntag gibt's bei der Umstellung auf Winterzeit nämlich ein Stündchen geschenkt. Für einige Berufstätige bedeutet es allerdings auch, eine Stunde länger zu arbeiten.


Während sich die meisten Menschen im Herbst über die Extra-Mütze Schlaf freuen, bringt sie allen Nachtdienstlern mehr Arbeit: Im Versmolder Krankenhaus werden allerdings nach Möglichkeit die jeweils gleichen Mitarbeiter für die Zeitumstellungs-Schicht im Sommer und im Herbst eingesetzt. »Da gibt es dann auch kein großes Zähneknirschen«, sagt Pflegedienstleiter Erhard Schneider.
Auch die Polizeibeamten, die in der Nacht von Samstag auf Sonntag Dienst schieben müssen, fühlen sich nicht ungerecht behandelt. »Dank unserem dezentralen Schichtmanagmentsystem ist alles gut geregelt«, informiert der kommissarische Wachleiter Jan Bobe auf Nachfrage. Denn dort wird ständig erfasst, wer wann und vor allem wie lange gearbeitet hat. »Für Überstunden gibt es dann Freizeitausgleich«, sagt Bobe.
Auch in der Shell-Tankstelle wird rund um die Uhr gearbeitet. »Die Schicht geht von 22 bis 7 Uhr«, sagt Pächterin Agustine Linares. Der fest angestellte Mitarbeiter, der fünf Tage die Woche die Nachschicht übernimmt, hat durch die Zeitumstellung das Nachsehen. »Aber das gleichen wir schon wieder aus«, will sich die Chefin eine kleine Anerkennung überlegen.
Ob am Samstag vor dem Schlafengehen oder am Sonntagmorgen: Die Uhr wird eine Stunde zurückgestellt. Offiziell von drei Uhr zurück auf zwei Uhr. So genau nehmen es aber wohl die wenigsten. Harry Knemeyer, der die Kirchenuhr in Bockhorst umstellt: »Das Zurückstellen ist schwieriger, als die Uhr eine Stunde vorzudrehen.« Dafür muss der Friedhofswärter das Pendel für eine Stunde anhalten. »Das mache ich meistens schon um acht Uhr«, sagt Knemeyer. »In der Dunkelheit«, schmunzelt er, »fällt das doch sowieso nicht auf.«
Zusätzliche Arbeit kommt am Montag erfahrungsgemäß auf Uhrmachermeister Roland Bredow und sein Team zu: »Nach der Zeitumstellung ist im Geschäft immer etwas mehr zu tun, lassen Kunden ihre Uhren bei uns stellen.« Auch manche Reparatur will dann vom Experten erledigt werden. Denn es komme immer mal wieder vor, dass Kunden beim Selbstversuch, wieder auf der Höhe der Zeit zu sein, das Rädchen zum Einstellen der Uhrzeit herausdrehen oder abbrechen.

Artikel vom 29.10.2005