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CDU sucht Oelsmeier-Nachfolger

Päsch steht nicht zur Verfügung - Delbrücker Union gründet Findungskommission

Von Jürgen Spies
Delbrück (WV). Mittelzentrum, 30 000 Einwohner, praktisch schuldenfrei, zehn quirlige Ortsteile, eine gute Infrastruktur, eine nachweislich äußerst effizient arbeitende Verwaltung, eine Bürgerschaft, die ehrenamtliches Engagement ganz groß schreibt und überregional bekannt-beliebte Großveranstaltungen auf die Beine stellt. . . Wer möchte da nicht Bürgermeister sein? Weil Amtsinhaber Robert Oelsmeier (63; CDU) 2006 in Pension geht, beginnt die Delbrücker Union jetzt mit der Suche nach einem Nachfolger/einer Nachfolgerin.

Und dazu ging die CDU-Spitze am Mittwoch in die Öffentlichkeits-Offensive. »Wir tun dies, um eventuelle Biertisch-Spekulationen erst gar nicht aufkommen zu lassen«, schickte CDU-Stadtverbandschef Hubert Sprick am Mittwoch im Hotel Waldkrug dem Pressegespräch zur Bürgermeisterfrage voraus. Was schon jetzt feststeht: Vize-Bürgermeister Meinolf Päsch, der von 1995 bis 1999 schon erster ehrenamtlicher Bürgermeister war und nun wieder als Kandidat »gehandelt« wurde, stellt sich nicht zur Verfügung.
Am Dienstagabend trafen sich CDU-Politiker zur Gründung einer Bürgermeister-Findungskommission. Dieses Gremium wird »zunächst ein Anforderungsprofil erstellen und danach Ausschau nach einer geeigneten Person halten«, so Sprick, der bereits einige Eckdaten dazu preis gab. Gesucht wird demnach jemand, der nach der Wahl 2006 vom Alter her noch mindestens eine zweite Wahlperiode (jeweils acht Jahre) anhängen kann; eine Person, die in die eher ländliche Struktur der Stadt Delbrück passt; die betriebswirtschaftlich nicht ganz »unbeleckt« ist; das »Unternehmen Stadt Delbrück« auf erfolgreichem Kurs hält; die politische Erfahrung gesammelt hat und die berühmte Oelsmeier-Standardfrage ÝWas kostet das?Ü im Wortschatz hat.
Amtsinhaber Oelsmeier könnte und dürfte noch bis zum Erreichen des 68. Lebensjahres Bürgermeister bleiben; er hätte aber auch schon an seinem 63. Geburtstag in Pension gehen können. Oelsmeier bleibt aber bei seiner längst gemachten Ankündigung, bis zum klassischen Rentenalter von 65 Jahren arbeiten zu wollen. »Ich bin noch gesund und fühle mich verpflichtet, bis zu meinem 65. Geburtstag weiter zu arbeiten«, betonte er gestern erneut.
Hubert Sprick unterstrich, dass die CDU noch keinerlei personelle Nachfolger-Fährten gelegt habe: »Wir stehen wirklich noch am Anfang«. Herauszuhören war aber bereits, dass die CDU nichts dagegen hätte, wenn man einen geeigneten Kandidaten aus den Delbrücker Reihen - etwa aus der Stadtverwaltung - fände. Gleichwohl könne aber auch selbstverständlich jemand »von auswärts« Chancen haben, von der CDU als Kandidat ausgesucht zu werden. Eine Frau soll bereits vor zwei Jahren Interesse signalisiert haben. »Die kommt aber nicht aus Delbrück«, so Sprick, um möglichen Gerüchten sofort den Wind aus den Segeln zu nehmen.
Von einer Ausschreibung der frei werdenden Rathaus-Chefsessel-Stelle in Publikationen hält Sprick übrigens eher wenig.
Politische Beobachter hielten es bisher für denkbar, dass Meinolf Päsch bereit wäre, ein Kandidatenangebot anzunehmen. Der 55-Jährige nannte gestern jedoch die wesentlichen Gründe, warum er trotz aller Erfahrung und weit reichender Kontakte (unter anderem seit zehn Jahren Bezirksvorsitzender der kommunalpolitischen Vereinigung/kpv der CDU) nach mehreren schlaflosen Nächten abgewunken hat: Päsch ist dafür, einen Generationswechsel an der Spitze der Stadt Delbrück einzuläuten. Außerdem möchte er sich voll auf seinen Beruf konzentrieren (Unternehmenssprecher und Leiter der Unternehmensentwicklung sowie Kommunikation bei E.ON Westfalen Weser; 30 Jahre währende Betriebszugehörigkeit). Und ferner möchte Päsch, dass die Delbrücker Verwaltung auch künftig ohne einen Beigeordneten auskommt, »auch wenn andere Städte damit gut gefahren sind«, so Päsch. Er möchte sich jedoch auch künftig (»vielleicht noch mehr als heute«) ehrenamtlich engagieren.
Sofern es gewünscht sein sollte, schloss er in diesem Zusammenhang auch nicht aus, möglicherweise Nachfolger von Reinhold Hartmann (»Marktbürgermeister«/Katharinenmarkt) zu werden. »Ich bin ja ein völlig anderer Typ als er - weiß ich; aber zutrauen würde ich mir den Posten schon.«

Artikel vom 27.10.2005