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Manager
vor Gericht

Anklage: Untreue

Von Hubertus Hartmann
Salzkotten (WV). Mehr als 400 Mitarbeiter der Landmaschinenfabrik Kleine in Salzkotten haben ihren Job verloren. Auch Ex-Geschäftsführer Dr. Harald N. (55). Im Gegensatz zu vielen Arbeitern, die heute von Sozialgeld leben, soll er sich vor seiner Abberufung im März 2004 allerdings noch mit einer hohen sechsstelligen Summe »gesegnet« haben.

»Er hat die Firma ausgenommen wie eine Weihnachtsgans«, sagte in einem Zivilprozess Kleine-Anwalt Gerrit Werner. Der ehemalige Manager soll die Franz Kleine Engineering- und Vertriebs GmbH um 800 000 Euro betrogen haben.
In erster Linie geht es um ein Projekt mit dem Namen »Red Sugar« aus dem Jahr 2003. Dahinter verbirgt sich die Lieferung von 15 Zuckerrüben-Erntemaschinen nach Russland. Diese hatte nicht Kleine selbst verkauft, sondern eine kurz zuvor gegründete Import/Export-Firma, deren Geschäftsführerin die Ehefrau des Beschuldigten ist. Sie bezog die Maschinen zum Stückpreis von 225 000 Euro praktisch von ihrem Mann und verkaufte sie mit jeweils 15 000 Euro Aufschlag an die Russen weiter. Nach Ansicht von Rechtsanwalt Werner hätte Kleinen dieses Millionengeschäft auch selbst machen können.
An eine Servicegesellschaft, die Kleines Buchhaltung und Datenverarbeitung machte und Harald N. selbst gehörte, soll er zwei Rübenernter im Wert von 460 000 Euro geliefert haben, die offenbar aber nie bezahlt wurden. Nachdem sich der umtriebige Kaufmann in Zivilverfahren bereits zur Zahlung von hohen Schadenersatzforderungen an seinen Ex-Arbeitgeber verpflichtet hatte, wird er sich demnächst auch vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts Paderborn verantworten müssen. Die Staatsanwaltschaft hat ihn wegen Untreue angeklagt.

Artikel vom 29.10.2005