27.10.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Mit Rollstuhl selbstständig leben

KIM - Soziale Arbeit hilft Behinderten beim Umbau ihrer Wohnungen

Von Stefanie Rose
(Text und Foto)
Paderborn (WV). Mit Hilfe des Paderborner Vereins KIM - Soziale Arbeit und dessen Abteilung Wohnberatung wurde es für Nadja Günther trotz Behinderung möglich, ein selbstständiges Leben zu führen. Sie möchte Gleichbetroffenen Mut machen, sich ebenfalls Hilfe zu holen.

Bereits seit mehreren Jahren lebt die gelernte Werkzeugmechanikerin mit einer fortschreitenden Multiple-Sklerose-Erkrankung. Lange Zeit war sie mit Unterstützung ihres Sohnes in der Lage, im Alltag zurecht zu kommen. Als jedoch klar wurde, dass sie zeitlebens an den Rollstuhl gefesselt sein wird, waren die Probleme wie der siebenstufige Hauseingang, die hohen Türschwellen oder enge Türen nicht mehr zu übersehen. Denn das Ziel der 43-Jährigen war es, so sagt sie, ein eigenständiges Leben zu führen, ohne das ihres Sohnes zu beeinträchtigen. Der Aufenthalt in einem Heim war für sie unvorstellbar.
Über den »Medizinischen Dienst« der Krankenkasse erfuhr sie von der Wohnungsberatung des Vereins KIM - Soziale Arbeit, der auch Demenzerkrankten ein Leben ohne Heimaufenthalt ermöglicht. Sie nahm Kontakt mit der Einrichtung auf und wenig später wurde mit Hilfe einer Fachberatung geprüft, welche Maßnahmen geeignet waren, den Verbleib in der eigenen Wohnung zu ermöglichen. »Wir achten in erster Linie darauf, ob sich rollstuhlgerechtes Wohnen mit geringen Mitteln verwirklichen lässt. Manchmal sind nur kleine Umbauten nötig, um Barrieren zu beseitigen oder zusätzliche Sicherheiten zu schaffen,« erklärt Gisela Kreiner, Diplom-Sozialarbeiterin von der KIM- Wohnberatung.
Nach mehr als zwei Jahren Umbau in Etappen und der Investition einer Geldsumme von etwa 1600 Euro ist die Wohnung von Nadja Günther nun auf die Bedürfnisse der Rollstuhlfahrerin abgestimmt. So wurde unter anderem die Küche mit einer unterfahrbaren Spüle und einem unterfahrbaren Herd ausgestattet, die Badewanne bekam einen Lift und alle Türen wurden erweitert. Der Weg in ihre Wohnung führt nun über einen gepflasterten Pfad durch den Garten, den sie mit dem Rollstuhl befahren kann.
Finanziers für die Arbeit der KIM-Wohnberatung sind das Land Nordrhein Westfalen, der Kreis und die Stadt Paderborn. Für die Unterstützung, die ihr zu Teil geworden ist, ist die Schwerbehinderte sehr dankbar: »Alleine hätte ich die Möglichkeiten gar nicht ausschöpfen können. Außerdem wäre der Weg durch die Bürokratie kaum ohne fachmännische Hilfe zu bewältigen gewesen.«
Nicht nur auf die Barrieren, die es in ihrem Haus gab, möchte Nadja Günther aufmerksam machen, sondern auch auf die Hindernisse in der Stadt: »Es gibt in Paderborn mehr behinderte Menschen als man denkt, man sieht sie nur seltener, weil der Weg durch die Stadt zu schwierig für sie ist.«
Nähere Informationen über den Verein KIM - Soziale Arbeit und seine Abteilung Wohnberatung gibt es unter der Rufnummer 05251/282 718.

Artikel vom 27.10.2005