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»Pflanzenöl im Schleppertank«

Aktionsforum der Stiftung Lippische Landwirtschaft tagt in Detmold

Kreis Lippe (SZ). Die Treibstoffpreise befinden sich auf höchstem Niveau. Eine Alternative wäre der Einsatz von Rapsölkraftstoff in der Land- und Forstwirtschaft. Zu dem Thema »Der Stoff, aus dem Bewegung kommt: Rapsöl« informierte die Stiftung Lippische Landschaft in Detmold. Mehr als 200 Interessierte besuchten das Aktionsforum der Stiftung.
Im Mittelpunkt des Forums stand eine Diskussionsrunde mit den Fachleuten Andreas Baer (Norddeutsche Pflanzenzucht), Norbert Horn (Brökelmann & Co), Thomas Kaiser (Vereinigte Werkstätten für Pflanzentechnik), Heinz-Wilhelm Niedertopp (Lippische Hauptgenossenschaft (LHG) - Landtechnik), Hartmut Pahmeyer (Landwirt sowie Firma Kern.Kraft), Dr. Norbert Uppenkamp (Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen) sowie Mathias Wörtz (Hanse Agro). Dabei ging es vor allem um die Fragen, wie es sich mit Salatöl im Tank fährt, welche Umrüstmöglichkeiten es gibt, welche Erfahrungen und Untersuchungen vorliegen, aber auch welche Risiken damit verbunden sind.
»Was in früheren Zeiten der Hafer für die Pferde war, könnte in Zukunft das Pflanzenöl für den Trecker sein«, betont der Beiratsvorsitzende der Stiftung und Vorsitzende des Lippischen Landwirtschaftlichen Hauptvereins (LLHV) Heinrich Kemper. Der Raps, der auf heimischen Feldern wachse, könnte den eigenen Traktor »füttern«. Äußerst interessant sei der Preis für das Pflanzenöl von etwa 60 bis 75 Cent pro Liter.
Doch einfach Rapsöl in den Tank, das ginge nicht. »Dieses Öl unterscheidet sich von Biodiesel und mineralischem Kraftstoff in motorrelevanten Eigenschaften wie Viskosität oder Zünd- und Verbrennungsverhalten«, erläutert Heinrich Kemper. Wolle der Landwirt reines Rapsöl in einem Dieselfahrzeug fahren, sei eine Umrüstung erforderlich. Dafür gebe es verschiedene Systeme. Der Einsatz von reinem Rapsöl sei besonders für Landwirte interessant. Darüber hinaus rüsteten Großverbraucher wie Spediteure und Vielfahrer um. »Die Frage stellt sich aber zwangsläufig: Wie viel Rohstoff kann die Landwirtschaft bereit stellen?«, so der stellvertretende Beiratsvorsitzende und stellvertretende LLHV-Vorsitzende Eduard Stockebrand. »Raps kann nicht als Monokultur und damit nicht unbegrenzt angebaut werden. Die Landwirte müssen Raps in einer vierfeldrigen Fruchtfolge stellen, dass heißt die Ackerfrucht kann nur alle vier Jahre auf der selben Fläche kultiviert werden.«
Das Fazit der Tagung: Der Einsatz von Rapsöl in Motoren der Land- und Forstwirtschaft wird bei den derzeitig ausufernden Kraftstoffpreisen fast zu einer betriebswirtschaftlichen Notwendigkeit. Allerdings ist die Technik noch nicht serienreif, Risiken verschiedener Art bleiben.

Artikel vom 27.10.2005