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Herbstfarben
auf dem Friedhof

Blühende Erinnerung an das Leben


Plötzlich ist sie nicht mehr da, die geliebte Oma. Erstaunlich, wie frisch alles im Gedächtnis scheint, und wie weit weg doch alles auf einmal ist. Was bleibt, sind unzählige wertvolle Erinnerungen und ihr Grab als Ort der Trauer und der Kommunikation. Omi mochte schon immer Blumen; auf sie trifft es zu, von einem Menschen mit dem »grünen Daumen« zu reden. Keine Frage, auch auf ihrer letzten Ruhestätte soll es grünen und blühen.
Oma hatte Spaß am Leben, zwei Weltkriege, Flucht als Witwe und Neubeginn mit zwei kleinen Kindern haben sie nicht untergekriegt. Bis ins hohe Alter war sie fit, gerne mit Menschen zusammen und Neuem gegenüber immer aufgeschlossen. Abwechslung und Anregungen mussten sein. Der Individualität der Großmutter entspricht die Kombination verschiedenartiger Herbstpflanzen auf ihrem Grab. Da sind zum Beispiel Alpenveilchen mit leuchtenden Blüten und attraktiv gemustertem Laub, die sie sehr liebte und zu prächtiger Blüte brachte. Silberblatt, Kalanchoe und Efeu, das Sinnbild für Unsterblichkeit und Treue über den Tod hinaus, sind eine gelungene Ergänzung.
In der Herbstbepflanzung setzen vor allem Heidegewächse wie Callunen und Eriken mit unzähligen roten, rosafarbenen und weißen Blütenglöckchen und grünem oder weiß-gelblichem Blattwerk Akzente auf dem Grab. Als Symbolpflanzen drücken sie Liebe zur Heimat und Hoffnung auf ewige Heimat bei Gott aus, ihre rote Farbe symbolisiert Trauer, die weiße steht für Glück.
Weitere Herbstklassiker sind Chrysanthemen, Stiefmütterchen und Kissenastern. Chrysanthemen sind ein Symbol für das Gedenken über den Tod hinaus. Die üppigen Blüten dieser Herbstblüher bringen warme, gedämpfte Farben wie Rot, Braun, Gelb und Orange auf das Grab. Das gemusterte Laub der Strauchveronika und Gräser als Sinnbild für die Vergänglichkeit des Lebens sorgen für Abwechslung. Geschmückt mit herbstlichen Beigaben wie Früchten, Zapfen oder Zweigen von Berg-Ilex oder Eibe bekommt das Grab eine persönliche Note.
Während im Herbst tagsüber die Sonne noch das trockene Laub zum Leuchten bringt, breiten sich gegen Abend lange Schatten auf dem Friedhof aus. Es wird ruhig, nur noch das Laub raschelt und der Friedhof gehört wieder den Seelen der Verstorbenen. Wie beruhigend ist es für die Angehörigen, mit schmückender Grabbepflanzung ein persönliches Andenken und einen wunderschönen Anblick zwischen den bunt belaubten Bäumen und Sträuchern am Grab zurückzulassen.

Artikel vom 26.10.2005