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Schlaue Kinder helfen gern

Klasse 7b des WGE sammelt mit Vokabelolympiade 500 Euro

Von Antje Kreft (Text und Foto)
Enger (EA). Vokabeln lernen kann Spaß machen - wenn man damit Gutes tun kann. Das haben sich auch Englischlehrerin Claudia Nagel und 31 Schüler der Klasse 7b des Widukind-Gymnasiums Enger (WGE) gedacht.

In einem schriftlichen Test wurden die Vokabelkenntnisse eines Schuljahres in Englisch überprüft. Jeder Schüler hat 100 Wörter ins Englische übersetzt. Für jede richtig gewusste Vokabel spendeten Eltern, Verwandte und Nachbarn jeweils zehn Cent, manche auch mehr. So kamen 500 Euro zusammen. Das Geld kommt der Kindertagesstätte »Centro Infantil Chilibulo« bei Quito, Hauptstadt Ecuadors, zugute. Die Vokabelolympiade zugunsten des südamerikanischen Hilfsprojektes ist Tradition am Gymnasium. Sie wird schon seit Ende der neunziger Jahre immer wieder in unterschiedlichen Klassen angeboten. Das WGE arbeitet mit dem Dritte-Welt-Verein zusammen.
Die 500 Euro werden über das Auswärtige Amt in Bonn und die Deutsche Botschaft in Quito an die Tagesstätte weitergeleitet. »Das Geld habe ich schon überwiesen. Es wird vor allem für die ärztliche Versorgung der Kinder verwendet«, erklärte Claudia Nagel. Im »Centro Infantil Chilibulo« kümmern sich spanische Ordensschwestern um 272 Jungen und Mädchen zwischen sechs Monaten und sechs Jahren. Die Mütter können in dieser Zeit versuchen, ein paar Sucres zu verdienen. Das »Centro Infantil« liegt in zwei der deprimierendsten Viertel im Süden von Quito. Es wurde vor 23 Jahren mit dem Ziel der Familienfürsorge ins Leben gerufen. Die Frauen in diesen Teilen der Stadt sind abhängig von ihren Ehemännern. Oft werden sie misshandelt. Meist müssen sie als Wäscherinnen, Hausangestellte, im Feldbau, bei der Herstellung von Ziegeln und in Fabriken arbeiten.
Die Kinder in Chilibulo wohnen in 3000 Metern Höhe am Rande einer tiefen Andenschlucht, die der Millionenstadt als Mülldeponie dient. Der Gestank sei unerträglich und dennoch durchwühlen viele Menschen, auch Kinder, den Müll ständig auf der Suche nach Essbarem. Schlimmer als der Gestank sind die Krankheiten, von denen meist Kinder betroffen sind.
Das WGE und andere Schulen in Deutschland haben in den vergangenen Jahren so viel Geld gesammelt, dass die Schwestern mittlerweile ein Ärzteteam, bestehend aus Kinder- , Zahnärztin und Krankenschwester, bezahlen können. Im Hort bekommen die Kinder etwas zu essen und werden medizinisch untersucht und behandelt. »Ich möchte mich bei allen Spendern und den Schülern für ihren Einsatz bedanken«, sagte Claudia Nagel.

Artikel vom 27.10.2005