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Innenstadt als
Erlebnisbühne

Einzelhandels-Gutachten vorgestellt

Von Claus Brand (Texte und Fotos)
Löhne (LZ). Stadtteilzentren wie Löhne-Bahnhof, Mennighüffen und Gohfeld weiter stärken, auf großflächige Ansiedlungen auf der grünen Wiese verzichten, dies durch eine Bauleitplanung begleiten und Einzelinteressen von Grundstückseigentümern am Ortsrand hinten anstellen: Dieser Handlungsrahmen zieht sich wie ein roter Faden durch das Einzelhandelsgutachten, das die Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) Montag in der Werretalhalle vorgestellt hat.

Diplom-Ingenieur Peter Berger sah positive Ansätze, schrieb Politikern und Händlern aber auch manchen Satz ins Stammbuch. »Einen einheitlichen City-Bereich, der ausstrahlt und Kunden anzieht, gibt es nicht. Das ist das große Manko.« Er machte klar: »Einzelhandel als Gesamtaufgabe, das ist der rote Faden dieses Abends.« Und: »Gemeinsam organisieren und finanzieren, um langfristig die Standort-Qualität zu entwickeln. Nur so geht es. Sie müssen zum Gefühl ÝWir in LöhneÜ kommen, Konkurrenzdenken von Ortsteilen zu den Akten legen.« Das könne die Verwaltung alleine nicht schultern.
Zur Umsetzung des ersten Schrittes auf diesem Weg nahm Berger die Politiker in die Pflicht. Sie müssten planerische Voraussetzungen schaffen, sollten das Gutachten zur Grundlage ihres Handelns machen. »Dann müssen sie auch nicht bei jeder Bauanfrage eine Grundsatzdebatte führen.« Mit dieser politischen Entscheidung einher gehe, Einzelinteressen von Grundstückseigentümern nicht mehr nachzugeben, die abseits der Ortsteilzentren Grund und Boden für die Ansiedlung, zum Beispiel von Discountern oder Warenhäusern, abgeben wollen. Zu Löhne-Ort als Beispiel für zukünftiges Vorgehen sagte Berger: »Halten Sie diesen Bereich kompakt, stärken Sie ihn durch Flächenmanagement.« Derzeit sei die Investoren-Wiese kein Begrüßungs-Objekt, das dem Kunden zeige: Hier beginnt ein aktiver und vitaler Geschäftsbereich.«
Als Idee, wie man den Schritt zur Belebung tun kann, nannte Berger die Stadt Werne. Dort sei es gelungen, einen Kaufhaus-Anbieter mit anspruchsvoller Selbstbedienungs-Struktur in einem neu errichteten eingeschossigen Gebäude anzusiedeln. Berger: »Das moderne Gebäude mit zweigeschossiger Glasfassade wurde dort geschickt in die alte architektonische Umgebung integriert.«
Berger lobt die Aktivtäten der Kaufleute in Mennighüffen. »Bauen Sie auf diesen Strukturen auf. Schmeißen Sie bei einer Neuausrichtung nicht alles über Bord.« Aber: »Dort gibt es auch auf einer Länge von 800 Metern eine sehr weit aufgefächerte Struktur. Der Kunde findet kaum Anreize für einen längeren Aufenthalt. Ich rate davon ab, dieses Band nach Norden oder Süden zu verlängern. Handel und öffentliche Hand müssten überlegen, wie man mehr Vitalität und Angebote in den zentralen Bereich bekommt.«
Trotz leerer Kassen sei die Gestaltung der Straßen mit der Schaffung von Ruhezonen und die Verbesserung des Bildes der Ladenlokale ein wichtiger Ansatz. Dann komme auch die Gastronomie wieder ins Boot, stelle Stühle auf die Straße. Auch der Faktor Kultur sei in Mennighüffen, Löhne-Ort und anderswo nicht zu vernachlässigen. Berger: »Die Menschen verbringen zunehmend Zeit in ihrer Wohnortumgebung. Der Kunde will mehr als nur einkaufen. Die Innenstadt muss zur Erlebnisbühne werden.« Auch ein Discounter sei im Stadtteilzentrum, wenn Grundstück und Umfeld harmonieren, eine Variante, »ohne dafür einen Freibrief auszustellen. Sie sollten sie nicht aus Löhne verbannen, sondern in ein städtebauliches Ordnungskonzept einbinden. Das ist Ihre Herausforderung.« Und: »Lassen Sie nicht zu, dass Ortsteilzentren durch die Ansiedlung ohne Einbindung weiter zerstört werden. Wenn Sie Frequenzbringer in die Stadtteile holen, hat auch die Ansiedlung kleinerer Fachgeschäfte wieder eine Chance.« Zur Entwicklung in Gohfeld an der Koblenzer Straße riet er, »dies mit Bad Oeynhausen anzugehen.«

Artikel vom 26.10.2005