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Menschen in
unserer Stadt
Anja Scharf
Buchhändlerin

Ein Buch pro Woche von der ersten bis zur letzten Seite und meist noch zwei oder drei quer gelesen. Dieses Lesevergnügen gönnt sich Anja Scharf von Berufs wegen, aber zugleich auch gerne. Seit Mai 2003 arbeitet die 37-Jährige in der Buchhandlung Schmidt. Zuvor war sie selbstständig, hatte einen eigenen Laden in Vlotho. »Es hat sich aber nicht mehr gerechnet. Vlotho ist ein schweres Pflaster, was den Handel angeht«, erklärt sie.
Pures Lesevergnügen entsteht für sie, »wenn man die Zeit dabei vergisst und den Stoff nicht mehr weglegen kann. Das ist das beste Zeichen für ein gutes Buch.« Jüngst hat sie dieses Fieber beim historischen Roman »Die Hüter der Rose« aus der Feder von Rebecca Gablé gepackt. Ihre Vorliebe für dieses Genre schränkt sie ein. »Der Bezug zur Geschichte, zu tatsächlichen Fakten, darf nicht verloren gehen.« Jüngstes Beispiel sei ein Roman von James Patterson gewesen. Anja Scharf: »Er schreibt tolle Thriller, aber von europäischer Geschichte hat er keine Ahnung.« Während sie und ihre Töchter, Julia (13) und Ivonne (11), Leseratten durch und durch sind, ist ihr Mann Edgar (50) »Quartalsleser«. Sie erklärt: »Im Urlaub schmökert er mit Begeisterung. Sonst muss er meist EDV-Fachliteratur studieren.« Denn: Ihr Partner schreibt und vertreibt Verwaltungssoftware für Buchhandlungen.
Zur Arbeit an der Königstraße pendelt die im Ortsteil Lerbeck groß gewordene Frau jeden Tag mit dem Zug. »Ich kann sogar beim Fußweg vom Bahnhof in den Laden lesen«, erklärt sie schmunzelnd. »Aber wohl nur deshalb, weil ich den Weg auf Schritt und Tritt kenne.« Im übrigen könne sie überall zum Buch greifen, »notfalls auch auf einem Baum, aber auf jeden Fall im Zug oder nur mit einem Roman am Tisch sitzend.«
»Ich bin Hausfrau, Mutter und Gärtnerin zugleich«, beschreibt sie, dass ihr wenig Zeit für andere Hobbys bleibt. Um den 2 000 Quadratmeter großen Garten kümmert sie sich mit ihrer Mutter. Im Haus in Lerbeck leben drei Familien unter einem Dach. Unter diesem finden sich auch rund 6 000 Bücher. »Wenige habe ich noch nicht gelesen«, gesteht sie. »Dies sollte in einer ruhigen Minute geschehen. Ich habe sie nur aus Angst gekauft, dass sie eines Tages nicht mehr zu bestellen sind.«Claus Brand

Artikel vom 26.10.2005