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Twiehausener wollen Kapelle erhalten

Finanzkrise in der Kirche - Hohe Spendeneinnahmen entschärfen vorerst größte Probleme

Von Dieter Wehbrink
Twiehausen (WB). Es besteht kein Zweifel: Die Twiehausener Bürger wollen »ihre« Johanneskapelle nicht wegen der allgemeinen Finanzkrise der Kirche opfern.

Dieses Bestreben wurde nicht nur angesichts der hohen Beteiligung an der jüngsten Gemeindeversammlung deutlich, sondern auch an den Spenden. Seitdem bekannt ist, das die Kapelle aufgrund der angespannten Finanzlage nicht mehr finanziert werden kann, griffen die Twiehausener kräftig in die Tasche, um für die Einrichtung zu spenden. Für das Jahr 2005 lagen bis zum September bereits Gaben in Höhe von 2 433 Euro vor. Im gesamten Jahr 2004 waren es lediglich 1 008 Euro gewesen. Das gute Spendenergebnis trägt sogar dazu bei, dass es nach dem gegenwärtigen Stand für 2005 keine Finanzierungsprobleme geben dürfte. Bis September standen den Ausgaben in Höhe von 3 160 Euro (Strom, Heizung, Grundbesitzabgaben, Kläranlage, Müllgebühren, Glockenwartung, Stimmen der Orgel, Rasenmäher-Sprit, Gebäudeversicherung, Bauunterhaltung) immerhin Einnahmen in Höhe von 1 680 Euro (Spenden, Kapellen-Benutzungsgebühren) gegenüber. Zum Vergleich: Im Jahr 2004 ergaben sich Kosten von 3 118 Euro, während die Einnahmen lediglich 1 680 Euro betrugen. Noch krasser stellt sich das Ergebnis in den Vorjahren dar: 2003: 2 498 Euro Ausgaben/804 Euro Einnahmen, 2002: 6809 Euro Ausgaben/1 744 Euro Einnahmen.
Trotz der derzeitigen Entspannung bestehe aber kein Grund zum Aufatmen, warnten die Pfarrer Thomas Horst und Ralf Finkeldey. Auch etliche Versammlungsteilnehmer teilten diese Ansicht, denn niemand könne garantieren, ob die Spenden auch in den nächsten Jahren weiterhin so ergiebig fließen werden. Vorschläge wie die Gründung eines Fördervereins, dessen Mitgliederbeiträge zumindest eine feste verlässliche Größe auf der Einnahmen-Seite garantieren würden, wurden zwar angesprochen, am Dienstagabend aber noch nicht weiter verfolgt. Eine Erhöhung der Kapellen-Benutzungsgebühr bei Beerdigungen ist nicht ausgeschlossen. Derzeit werden 148 Euro inklusive Reinigung berechnet. Die Gemeinde Stemwede kassiert für ihre kommunalen Kapellen eine Gebühr von 345 Euro.
Die Twiehausener wollen auch die Kostenseite unter die Lupe nehmen. So wurde festgestellt, dass Strom, der auf dem kommunalen Friedhof neben der Kapelle verbraucht wird, über den Zähler der Kirchengemeinde läuft. Hier soll ein Zwischenzähler Abilfe bringen. Zudem soll der Friedhofsgebühren-Haushalt der Gemeinde Stemwede - unter besonderer Berücksichtigung des Twiehausener Friedhofs - untersucht werden. Auch ein stärkeres »Auseinanderrechnen« der Kosten für Kapelle und die angegliederte Wohnung ist vorgesehen. Als Beispiel wurde die Reparatur der gemeinsamen Kläranlage angegeben, die 502 Euro kostete und dem Kapellen-Etat aufgebürdet wurde.
Eine eigentlich notwendige Reparatur der Glocken, die 1 193 Euro kosten soll, wird vorerst verschoben. Allerdings machten die Pastoren deutlich, dass sich hierfür möglicherweise eine größere Geldspende anbahnt. Diese sei aber vom dauerhaften Bestand der Kapelle abhängig.

Artikel vom 27.10.2005