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Chancen muss man nutzen

Erzielte zwar neun Tore, hatte aber auch viel Schatten in seinen Aktionen: Snorri Gudjonsson. Fotos (2): Volker Krusche

Ratka tat sich schwer mit der Einstufung der 27:30-Niederlage in Kronau

Von Volker Krusche
Mannheim/Minden (WB). Noch am Tag nach dem Spiel fühlte sich Richard Ratka hin und her gerissen. »Wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht so recht, was ich von dem Spiel halten soll.« Mit 27:30 (12:17) hatte Handball-Bundesligist GWD Minden am Samstag vor 4659 Zuschauern in der SAP-Atrena gegen Gastgeber SG Kronau/Östringen verloren. »Ein achtbares Ergebnis, aber es hätte auch mehr sein können.«

»Irgendwie tue ich mich sehr schwer mit diesem Spiel. Wir haben nicht an unsere zuletzt gezeigten Leistungen angeknüpft und dennoch konnten wir die Partie offen gestalten.« Fragen schossen durch seinen Kopf. Fragen, ob Kronau jetzt so schwach war, oder ob es einfach nur an der Chancenauswertung seiner Mannschaft lag. Einsatz und Kampf stimmten auch diesmal wieder bei den »Grün-Weißen«. Und die Angriffe wurden auch ordentlich vorgetragen. Der Ball lief, Konzeptionen wurden umgesetzt, doch der Abschluss war letztlich zu oft das Mindener Manko. So setzte Jan-Fiete Buschmann beispielsweise völlig freistehend zwei Heber nicht nur über SG-Keeper Kolpak, sondern auch den Kronauer Kasten. Und Dimitri Kouzelev schloss eine wunderschöne Kombination mit einem schwachen Wurf ab. »Und solche Aktionen zogen sich wie ein roter Faden durch unser Spiel.« Snorri Gudjonsson erzielte zwar neun Tore, wurde wegen fehlerbehafteten Spiels aber zwischenzeitlich von Ratka auf die Bank beordert. Und auch Stephan Just hatte neben guten auch wieder schlechtere Szenen. Es war einfach mehr drin. Und genau diese Mischung aus ordentlichem Resultat und schwächerer Vorstellung als zuletzt bringt Richard Ratka nicht aus dem Grübeln heraus.
Taktisch war man auch in Mannheim wieder gut aufgestellt. Und wichtig: Man setzte die taktischen Forderungen des Trainers auch um. Bis zum 5:4 hatte GWD auch die Nase vorn. Dann aber erlaubte man sich eine fünfminütige Auszeit, in der man sich gleich sechs Gegentreffer fing, so dass die Rhein-Neckar-Löwen, bei denen Dimitri Torgowanov nach fast fünfmonatiger Quälerei erstmals wieder mitwirkte (»Es war fantastisch, hier heute aufzulaufen«), den Spieß zum 10:5 umdrehten. Die Mannen von Iouri Chevtsov erhöhten nach dem 12:9 auf 15:9 (25.) und 17:10 (27.). Da schienen sie einen klaren Sieg zu landen. Doch GWD ließ sich nicht so recht abschütteln, verkürzte zur Pause noch auf 17:12 und legte nach dem Wechsel gleich nach. Binnen vier Minuten war man auf 17:14, kurze Zeit später dann auf 18:16 herangekommen.
Es waren aber immer besagte Stockfehler beim Abschluss, die dafür sorgten, dass nicht mehr für die »Grün-Weißen« herausspringen ließ. So blieb man zwar annährend auf Tuchfühlung, mehr war durch die Abschlussschwäche aber nicht zu erreichen. Nicht zuletzt auch, weil Kronaus Rechtsaußen Marco Hauk einen Sahnetag erwischte und Maros Kolpak zwischen den SG-Pfosten sich als sicherer Rückhalt seiner Mitstreiter erwies. So überstanden die Hausherren auch weitere kniffelige Situationen, wie beim 22:20 (44.) in doppelter Unterzahl mit der tatkräftigen Unterstützung der Gäste. Da war mehr drin, doch dazu muss man seine Chancen nicht nur gekonnt rausspielen - wie zuletzt oft geschehen -, sondern sie auch konsequent nutzen.

Artikel vom 24.10.2005