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Rentner putzen Kohlstädt raus

Schmuckstück: Altes Ständerwerk am Steinbruch ist fertig restauriert

Kohlstädt (mai). Wie viele Arbeitsstunden sie seit Juli 2003 unentgeltlich geleistet haben, können Friedrich Rügge und Robert Altenbernd noch nicht einmal schätzen. »Viele«, sagen sie und sehen sich viel sagend an. »Sehr viele.« Doch jetzt ist ihr Werk fertig. Das alte Ständerwerk am Steinbruch ist unter ihren Händen zu einem kleinen Schmuckstück geworden.

Tatkräftig unterstützt hat die beiden Kohlstädter Gottlieb Walter. Er ist wie Rügge und Altenbernd auch gelernter Maurer. »Leider musste er jetzt beim letzten Bauabschnitt aus gesundheitlichen Gründen eine Pause einlegen«, berichten die beiden arbeitswütigen Rentner.
Seit 1996 sind sie am Bauen. »Damals haben wir angefangen, beim Feuerwehrgerätehaus mit anzupacken«, berichtet Friedrich Rügge. »Das ist ja auch in Eigenleistung errichtet worden. Und seitdem sind wir eigentlich voll beschäftigt.« Zusammen mit einigen anderen sind die drei als Kohlstädter Rentnerband bekannt geworden, als sie unter anderem die alte Strothebrücke am Fuß des Winterberges restauriert haben und die Geschichtsstation mit den Bronzegänsen an der Strothe hergerichtet haben.
Beim Ständerwerk hatten sie 2003 zunächst mit der Restaurierung des Teils begonnen, der direkt an der Kohlstädter Straße liegt. Allein dafür hatten sie in mehr als 300 Arbeitsstunden Teile der gemeindeeigenen Mauer abgetragen und mit Bruchsteinen wieder aufgebaut. »Vorher mussten wir allerdings die Bäume entfernen«, erzählt Robert Altenbernd. »Eine Riesenwurzel haben wir mit der Feuerwehrwinde rausgezogen.« Die fehlenden Steine für den Wiederaufbau hatten sie aus dem Schlänger Steinbruch und einer Baugrube zusammengetragen. »Als wir die Steine damals zugeschnitten haben, haben wir ausgesehen wie die Kalkbrenner«, erzählt Friedrich Rügge und betrachtet schmunzelnd einige Fotos aus der Bauphase. »Aber Spaß gemacht hat es auch.«
Anschließend haben sie das Ständerwerk wieder herausgeputzt und sich schließlich im letzten Bauabschnitt die große Hauptmauer aus Bruchstein vorgenommen, die direkt zwischen dem ehemaligen Kalkofen und dem Ständerwerk steht. »Die Steine dafür haben wir aus Schlangen geholt, als die Gebäude auf dem ehemaligen Heuwinkel-Grundstück abgerissen wurden«, berichtet Rügge. Damit haben sie die schadhaften Stellen der gewaltigen Mauer ausgebessert. »Vorher mussten wir allerdings noch das Gestrüpp davor beseitigen«, ergänzt Robert Altenbernd. Das sei auch nicht gerade eine leichte Arbeit gewesen.
Zum Abschluss haben die beiden schließlich noch das alte verrostete Geländer wieder aufgearbeitet. »Das hat allerdings keinen Spaß gemacht«, räumt Friedrich Rügge ein. »Das war alles andere als eine schöne Arbeit.« Doch wenn er jetzt das fertige Werk betrachtet, ist er schon ein wenig stolz auf das, was die unermüdlichen Kohlstädter Rentner geleistet haben. Zu Recht, denn der Einfahrtsbereich zum Schützenhaus ist damit zu einem echten Hingucker geworden.
»Bedanken wollen wir uns aber auch beim Bauamt und beim Bauhof, insbesondere bei Reinhard Richts, der uns mit Rat und Tat zur Seite gestanden hat«, betont Friedrich Rügge. Auch das Material für die Sanierung habe die Gemeinde bezahlt.
Die Hände in den Schoß legen wollen der 70-jährige Altenbernd und der 73-jährige Rügge jetzt aber nicht. »Es gibt ja schließlich immer irgendetwas zu tun«, überlegen sie schon, welches Projekt sie als nächstes im Strothetal in Angriff nehmen könnten.

Artikel vom 24.10.2005