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Brillante Chorstimmen und
ein ausdrucksstarkes Cello

Sphärische Klanggebilde in der Haller Johanniskirche

Halle (el). Brillant mit einander verwobene Stimmen im Kontrast mit einem ausdrucksstarken Solo-Cello bestimmten die Stimmung des Chorkonzerts in der Haller Kirche am Samstag. Im Rahmen des musikalischen Herbstes verband Kirchenmusiker Martin Rieker zwei Chöre aus Halle und Paderborn zur Messe.

Mehr als 150 Besucher lauschten andächtig, wie sich die Messe des Schweizer Komponisten Frank Martin in der Johanniskirche entfaltete. In organischen Melodiesträngen lösten sich die Stimmen und verbanden sich wieder, bauten aufeinander auf und fielen wieder auseinander. Martin Rieker führte nicht nur die Sänger des Chorensembles der Johanniskantorei, sondern auch die des befreundeten Vokalensembles der Abdinghofkirche Paderborn bei dieser Messe für zwei vierstimmige Chöre. Jeweils 16 Sänger bestimmten dieses Konzert, dass Martin Rieker als liturgische Einheit verstanden wissen wollte.
Im Kontrast zu den teils zarten Spitzen, teils gewaltigen Klangteppichen des Chorgesangs stand zwischen den Mess-Abschnitten der Auftritt von Sebastian Foron. Der Cellist, der in Mannheim, Düsseldorf und Los Angeles studiert hat, spiegelte mit seinen Solos noch einmal, was auch die Komposition von Frank Martin bestimmte. Paul Hindemith und Bernd Alois Zimmermann verdeutlichten den modernen Charakter, Bach den kirchenmusikalisch-traditionellen Hintergrund.
So raunzte das Cello düster in Hindemiths Sonate Op.25 Nr. 3 und löste sich gelegentlich zu liedhaften Melodien, um bei Zimmermanns Studien für Violoncello schließlich in sphärischen Klanggebilden zur Kirchendecke zu schweben. Bachs Suite Nr.1 in G-Dur hingegen bildete ähnlich wie das »Sanctus« des Chores den dichten und dennoch klaren Abschluss der dreiteiligen Messe. Der bis zuletzt aufgesparte Applaus belohnte die exzellente Darbietung, die im September in Paderborn schon einmal aufgeführt worden war.

Artikel vom 24.10.2005