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Aus Briefen an die Redaktion

Leben und Zukunft
sind zu kostbar
Autobahn ja, aber nicht durch den Ort: In der Diskussion um die A 33 und ihre Trassenführung schildert eine Leserin ihre ganz persönlichen leidvollen Erfahrungen mit dem Thema Feinstäube.
Wir brauchen in Halle und Steinhagen die A 33, das ist mir vollkommen klar. Und schnell sollte sie fertiggestellt sein, aber nicht »auf Teufel komm raus«. Die Autobahn sollte nicht nah an den Mensch, also durch Steinhagen, sondern durch dünn besiedeltes Gebiet führen. Warum das aus meiner Sicht so sein sollte, möchte ich erläutern.
Ich habe sechseinhalb Jahre in Bielefeld an der sehr stark befahrenen Straße in einer Textil-Firma gearbeitet. Die Räume, in denen andere Kollegen und ich gearbeitet haben, lagen im Kellerbereich. Hier wurden auch Lkw be- und entladen, so dass den ganzen Tag über Auspuffgase in unsere Arbeitsräume gelangten und zwar durch defekte Fenster und Lüftungsschlitze. Wir wurden also den ganzen Tag mit Abgasen und Feinstäuben zugedröhnt. Von Abgasen und Feinstäuben hatte von uns keiner eine Ahnung bis das Sterben von Kollegen begann. Ich habe innerhalb von zwei Jahren zehn Arbeitskollegen durch Krebs verloren. Sie waren zwischen 36 und 56 Jahren alt und fast durchweg sportlich sehr aktiv (Hermannsläufer, Handballer, Fußballer usw.). Ich war Jahrzehnte in der Sängergemeinschaft Steinhagen aktive Sängerin und kann dieses schöne Hobby aber leider aus gesundheitlichen Gründen (Bronchien) nicht mehr ausüben. Diese Häufung von Todesfällen und mein eigenes Bronchienleiden kommen aus meiner Sicht nur vom Einatmen dieser Auspuffabgase und Feinstäube, durch Abrieb von Bremsen und Reifen an meinem Arbeitsplatz, an dem wir ständig diesen Schadstoffen ausgeliefert waren.
Deswegen mein Appell an die Steinhagener Bürger: Autobahn ja, aber bitte auf der Südtrasse aus den von mir genannten Gründen. Eine Autobahn, die auch zum Wohl aller Menschen sein soll, mitten durch den Ort zu erzwingen, ist doch paradox. Wir haben nur eine Welt, nur ein Leben und nur eine Zukunft für unsere Kinder und Enkelkinder und wir sollten dafür sorgen, dass sie in Steinhagen ohne Dreck und Lärm leben können.
Unsere Umweltsünden (K-Trasse) sollten unsere Kinder und Enkelkinder nicht austragen müssen. Das auch Ackerland kostbar ist, bestreite ich nicht, aber das Leben ist doch kostbarer, oder? In Europas Ländern wird um jeden kleinen Ort oder auch Stadt, wo es notwendig ist, eine Umgehungsstraße um den Ort gebaut, nur in Steinhagen gehen die Uhren anders, da will man eine Autobahn mitten durch den Ort bauen, unvorstellbar! Wer so etwas befürwortet, handelt aus meiner Sicht absolut verantwortungslos.
Edith Volkmann
Suhler Straße 8
33803 STEINHAGEN

Artikel vom 22.10.2005