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Online-Medizin
gewinnt stark
an Bedeutung

HDZ stellt Neuheiten in Japan vor

Von Reinhard Kehmeier
(Text und Fotos)
Bad Oeynhausen (WB). Vor acht Wochen erst ist die neunjährige Mitsumi Ibe in Bad Oeynhausen operiert worden, was in Japan im Kindesalter bisher nicht möglich ist. Ihr Bild ist im neuen Multimedia-Projekt über zukunftsweisende Techniken zu sehen, mit der sich eine fünfköpfige Delegation auf den Weg nach Japan macht.

Neben dem ärztlichen Direktor Professor Reiner Körfer werden Professor Otto Foit, Geschäftsführer des Herz- und Diabeteszentrums (HDZ), der Leiter des Instituts für angewandte Telemedizin, Dr. Heinrich Körtke, Assistentin Susanna Traut und Pressesprecherin Anja Brandt vom 7. bis 11. November zu dem Wirtschafts- und Wissenschaftsforum nach Tokio fliegen. Dort gibt es ein Wiedersehen mit dem ehemaligen stellvertretenden Direktor der Klinik für Thorax- und Kardiovaskularchirurgie, Professor Kazutomo Minami. Heute ist er Klinik-Chef an der größten Privat-Uni in Tokio mit 100000 Studenten. Zwischen den Einrichtungen besteht ein reger studentischer Austausch.
Körfer spricht in Tokio über den High-Tech-Einsatz in der Behandlung von Herzerkrankungen und über Kunstherz-Systeme, während Foit vor allem modernes Krankenhausmanagement am Beispiel des Bad Oeynhausener Modells vorstellen wird. Der von Susanna Traut und Anja Brandt projektierte Film wird auch in den Städten Kitakyushu, Nagoya, Kawasaki und Osaka gezeigt. Heinrich Körtke äußerte am Freitag in einem Pressegespräch die Erwartung, dass künftig 160 Millionen Euro in Deutschland in der Überwachung und Behandlung von Schlaganfallpatienten aufgrund von Online-Verfahren eingespart werden können. Diese würden zudem die Lebensqualität verbessern. Die Tele-Medizin ermögliche es, die Belastbarkeit nach zwölf Monaten besser darzustellen als bei stationärer Nachsorge. Diese entfalle. Die Auswertbarkeit der Daten sei stets sichergestellt, »da Mediziner 24 Stunden lang erreichbar sind«.
Kleine mobile EG-Geräte und immer kleiner werdende Kunstherzen gehören zu den Pionierarbeiten im Herzzentrum, das nach eigener Angabe weltweit die größte Erfahrung mit 900 Systemen aufweist und eine eigene Station für Patienten mit Kunstherzen unterhält. In Japan würden bereits Wartezeiten auf eine Transplantation wegen der Überwachungsmöglichkeit zu Hause verbracht. Die deutschen Mediziner setzten darauf, dass ihre Erfahrung vermehrt Japanern zugute kommt. Dazu tragen bereits Life-Übertragungen bei, die um 15.45 Uhr das Herzzentrum erreichen, während die Uhr in Tokio 8 Uhr zeigt. So tauschen sich die Ärzte in Fernost mit den Oeynhausener Kollegen über hier Transplantierte aus.
Das heimische Herzzentrum der Ruhr-Universität Bochum orientiert sich auch nach Westen. Im Dezember kommenden Jahres wird ein großer Kongress zwischen Paris und Bad Oeynhausen über Kunstherzen stattfinden. Letztere werden immer kleiner und haben bereits implantierbare Antriebe.

Artikel vom 22.10.2005