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Die Strohpuppe entpuppt sich als Strohfeuer

Bühnenfassung des Krimi-Klassikers überzeugt die Oeynhausener Zuschauer nicht

Von Wilhelm Friedemann
(Text und Foto)
Bad Oeynhausen (WB). Viel zu sehen gibt es in dieser Spielzeit im Theater im Park. Neben den beiden Abonnentenringen werden dem Publikum eine Kino- und eine Krimiserie angeboten. Auftakt zu letzterer bildete das mit Psycho-Krimi überschriebene Stück »Die Strohpuppe« - die Vorlage des gleichnamigen Film-Klassikers mit Sean Connery und Gina Lollobridgida.

Das Theater im Park wird es nicht leicht haben, seine Plätze zu füllen, wenn es dem Publikum derartiges zumutet wie das Kriminalstück »Die Strohpuppe«, das am vergangenen Donnerstag knapp 100 Zuschauer sahen. Nur schleppend kam die einfallslose Inszenierung voran, Textunsicherheiten waren den Darstellern mehrfach anzumerken, so dass der Souffleur denn auch gut hörbar vorsprechen musste.
Die freizügige Darstellung der »Strohpuppe« Hildegard Maener durch Maria Nolden wirkte grotesk, und die Vorhersehbarkeit der Handlung, die fast vollständig auf dem Programmblatt wiedergegeben war, ließ das Stück zu einer Farce werden.
Freilich gab es auch Lichtblicke, wie den aus Film und Fernsehen bekannten Peter Kuiper, der es sichtlich genoss, den cholerischen und an den Rollstuhl gefesselten Milliardär Charles Richmond zu spielen. Dessen Widersacher, sein Sekretär Anton Korff, gespielt von Mike Reichenbach, hingegen vermochte in seiner Rolle weniger zu überzeugen. Mit häufigen Versprechern und unangebracht langen Sprechpausen bremste Reichenbach die Dynamik des auf 75 Minuten gekürzten Stückes.
Das Bühnenbild, Frisuren, Kostüme und die Musik zwischen den Akten stellten eine Reminiszenz an die deutschen Krimis der sechziger Jahre dar. Günter Dicks als Butler Edouard erinnerte sogar ein wenig an Martin Jente in seiner Paraderolle. Schade nur, dass der Gebrauch eines Mobiltelefons und die viel zu grellen Kleider der Hauptdarstellerin stilistisch verfehlt waren.
Die »Mischung von gänsehautverursachendem Nervenkitzel und befreiendem Lachen«, die die Siegburger Schauspielgruppe »Phoenix on Tour« im Programm ankündigte, blieb der Oeynhausener Aufführung völlig versagt. Und dass das Publikum bei der Uraufführung 1976 mit Angstschreien und Gelächter auf die Bühnenfassung des erfolgreichen Romans von Catherine Arley reagierte, bleibt unverständlich. So gab es am Ende wenig Applaus für die vier Darsteller.

Artikel vom 22.10.2005