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Das Wort zum Sonntag

Von Pfarrer Wolfgang Zenker


Für manche ist das Problem erledigt. Sie sagen, das berühre sie nicht mehr. Anderen lässt es keine Ruhe. So ist es sicher keine Jedermannsfrage, mit der sich mancher herumschlägt - die Frage: Warum ändert sich alles, wenn man aufhört, an Gott zu glauben?
Ich habe diese Frage nicht erfunden. Sie wird wahrscheinlich häufiger - und nicht selten heimlich - gestellt, als wir wissen. Wie viele von uns können sich darin unterbringen: Warum ändert sich alles, wenn man aufhört, an Gott zu glauben? Was ändert sich denn? Die Wirklichkeit, in der man lebt, ist nicht mehr sinnvoll. Da bedrohen uns »Killerviren«, Naturkatastrophen, menschliche Tragödien in Form Einsamkeit, Banalität und Eintönigkeit.
Und man fragt sich: Was soll das ganze, oder: Wie soll es weitergehen?
Es ist nicht jedermann gegeben, mit Hoppla-Hopp solche Hürden zu nehmen und mit dem Gefühl der Sinnlosigkeit zur Tagesordnung überzugehen. Vom Himmel erwartet man nichts mehr, der ist ja (angeblich) leer. Um so mehr erwartet man alles von Ereignissen, die vor einem liegen, von Menschen, die einem begegnen. Und was kommt dabei heraus, was erlebt man? Viele Enttäuschungen; keine Hoffnung auf ein Morgen. Manchmal ein Stück gemeinsamen Weges, bis sich Missverständnisse häufen und die Hoffnung vertrocknet.
Aber wer hoffnungslos lebt, wird krank. Aus dieser Erfahrung kommt die Frage: Warum ändert sich alles, wenn man aufhört, an Gott zu glauben? Der mich so gefragt hat, konnte ziemlich genau erklären, wie es dann ist: »Ein Grundgefühl breitet sich aus, das viele Stimmungen und Empfindungen beeinflusst. So etwas wie Misstrauen gegenüber allem und jedem. Die paar gegenteiligen Einzelerfahrungen, die man macht - sie heben das nicht auf. Es ist, als ob man einer geheimen Zerstörung preisgegeben wäre.«
Mancher wendet nun ein, das gehe doch niemanden etwas an. Der Mensch gehöre ja sich selbst - mag er doch mit sich machen, was er will! Ist das so? Manchmal ist es doch ganz anders. Ich denke da an einen Satz, der im Gespräch fiel: »Ich bin im Niemandsland, Sie aber sind im Jemandsland.« So kann es einer empfinden, wenn er aufhört, an Gott zu glauben.
Wer so dran ist, dem möchte ich ganz direkt sagen: Gott hört nicht auf, uns zu lieben. Er will Niemandsland in Jemandsland verwandeln. Er will, dass wir wieder wissen, wohin wir gehören. Er ist größer als unser Herz.
Vielleicht lassen wir uns das weitersagen von jemandem, der das, der IHN erfahren hat. Im Buch der Weisheit Salomo (Kapitel 11, Vers 26) steht der Satz: »Du, Gott, schonst aber aller, denn sie sind dein, HERR, du Liebhaber des Lebens.«
Lassen Sie es sich auch sagen, dass Gott sich finden lässt in seinem Wort, Tag für Trag, Sonntag für Sonntag, und nicht zuletzt in vielen Veranstaltungen, die um das Ringen und Verstehen der Zusagen Gottes aufrufen und Raum geben.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag und Alltag unter dem Geleit Gottes,

Ihr Pfarrer Wolfgang Zenker.

Artikel vom 22.10.2005